Hilfe für Eltern : Abschied von den Sternenkindern
Düsseldorf Die Diakonie Kaiserswerth und das Kinderhospiz kooperieren. Familien mit einem verstorbenen Kind werden gezielt unterstützt.
Die Kreuzbergstraße in Kaiserswerth, Florence-Nightingale-Krankenhaus, und eine bedeutsame Zusammenkunft: Es geht um eine bundesweit einmalige Kooperation, die Klinik unter dem Dach der Kaiserswerther Diakonie und das namhafte Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland sind jetzt Partner. Mit 3000 Geburten allein in 2019 ist die Klinik führend in der Geburtshilfe in NRW. Auf Familienmedizin ist das Haus schon lange spezialisiert: Gynäkologie und Geburtshilfe etwa, Pränatalmedizin und Kinderintensivmedizin. Ernsthaft und warmherzig präsentiert sich ein Team, das vor der großen mentalen und auch praktischen Herausforderung steht, Familien mit einem verstorbenen Kind Hilfe zu geben.
Birgit Wurzler und Ute Rinke sitzen dabei in der großzügig geschnittenen Halle, die beiden sind Hebammen in der Klinik für Geburtshilfe im Florence-Nightingale-Krankenhaus und seit dem Start dieses besonderen Projektes mit der Aufgabe betraut, den Frauen zu helfen, deren Kind in der Schwangerschaft, während der Geburt oder nach der Entbindung stirbt. „Auch Väter sind natürlich betroffen, Großeltern, Geschwister“, sagt Wurzler. „Diese ‚still geborenen‘ Kinder werden auch Sternenkinder genannt“, klärt sie auf. „Dabei ist es egal, in welcher Schwangerschaftswoche das Kind sich vorzeitig verabschiedet hat. Der Tod eines Kindes trifft die ganze Familie und sollte bewusst und aktiv begleitet werden“, sagt sie. „Es ist uns eine Herzensangelegenheit. Wir wollen für die Familien da sein, sie während dieser schweren Zeit begleiten und das Abschiednehmen mit ihnen vorbereiten. Daher treten wir gerne schon vor einer stationären Aufnahme mit den Eltern in Kontakt“, sagt Rinke. „Wir begleiten die Menschen bei ihrer Trauer, wir versuchen behutsam, zu enttabuisieren. Wir sprechen mit den Familien darüber, ob sie dem Baby zum Beispiel einen Namen geben wollen. Und auch, wenn das ungewöhnlich klingt: Für viele Eltern ist es tröstlich, sich später Fotos von den Händchen etwa anzusehen oder den Füßchen. Es gibt auch die Möglichkeit, das Kind ins Stammbuch eintragen zu lassen. Sie sehen, es gibt sicher Vieles, was einfach nicht bekannt ist, und wir klären da auf“, sagt Wurzler. „Die Familien sollen das Haus verlassen mit Liebe im Herzen, das ist unser größter Wunsch.“
Tempo rausnehmen, sich Zeit nehmen, sie stillstehen lassen, Gespräche in Ruhe führen in einer Einrichtung wie der Klinik, die ja getrimmt ist auf Effizienz – das ist auch die Herausforderung. „Viele Eltern sind ja erst mal in einem Schockzustand, wenn die Diagnose kommt, dass sie ein todgeweihtes Kind austragen müssen, ganz zu schweigen von einer plötzlichen Totgeburt“, sagt Rinke. „Das müssen sie auch erst einmal verarbeiten.“ In diesem Prozess könne es auch vorkommen, dass eine Mutter ihr Baby zum Beispiel auch einmal baden wolle. Corona macht die Arbeit nicht leichter. „Eine Großmutter wurde per Video ins Krankenzimmer geschaltet. Die Frau sagte: ‚Ich muss doch wenigstens begreifen dürfen, um wen es geht.“