Immobilie Gut Niederheid: Neue Verkaufspläne der Stadt Düsseldorf sorgen für Verunsicherung

Düsseldorf · Trotz Verhandlungen mit einem Investor plant die Verwaltung eine Ausschreibung des Kinderbauernhofs in Düsseldorf. Damit verlängert sich die Hängepartie für die jetzige Pächterin.

 Treffen auf Gut Niederheid, Portrait über Christina Tschorn, die mit ihrer Familie auf dem Gutshof lebt und den Kinderbauernhof betreibt.

Treffen auf Gut Niederheid, Portrait über Christina Tschorn, die mit ihrer Familie auf dem Gutshof lebt und den Kinderbauernhof betreibt.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Die Stadt Düsseldorf will den Gutshof Niederheid verkaufen. Das steht schon seit Anfang 2016 fest. In den vergangenen Jahren gab es Verhandlungen zwischen der Stadt und einem Investor, der den Hof mit einem ähnlichen Konzept wie bisher weiterführen will. Jetzt hat die Stadt jedoch angekündigt, dass Gut Niederheid zur Vermarktung ausgeschrieben werden soll. Die Verwaltung kann sich zwei Varianten vorstellen: die Überlassung des Grundstückes in Erbbaurecht oder den Verkauf von Gut Niederheid, wobei sie das Erbbaurecht bevorzugen würde. Die Beschlussvorlage war in den vergangenen Tagen bereits Thema in verschiedenen politischen Ausschüssen.

Die Lage scheint verworren. Es ist unklar, was die Stadt Düsseldorf mit der Ausschreibung bezwecken will. Ein Sprecher der Pressestelle richtet aus, dass das zuständige Dezernat dazu keine Angaben machen will. Im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung sei der Tagesordnungspunkt in den nicht-öffentlichen Teil der Sitzung geschoben worden. Der Vorsitzende des Ausschusses, Alexander Fils, sagt auf WZ-Anfrage: „Es gibt keinerlei Beschlussfassung. Es gibt eine Menge Fragen, die müssen geklärt werden.“ Fakt sei nur, dass die Verwaltung Gut Niederheid zum Verkauf ausschreiben will.

Die Bezirksvertretung 9 war nicht über die Pläne informiert. „Wir haben ein Interesse daran, dass Gut Niederheid erhalten bleibt“, sagt Udo Skalnik, der erste stellvertretender Bezirksbürgermeister. Er äußert sich überrascht, dass schon eine ganze Weile mit einem Investor verhandelt wird und der Hof jetzt plötzlich zum Verkauf ausgeschrieben werden soll. Ein Gespräch mit der Verwaltung ist Ende September geplant.

Die Ankündigung, dass das Gut Niederheid zum Verkauf ausgeschrieben werden soll, traf vor allem die Pächterin des Kinderbauernhofes, Christina Tschorn, völlig unvorbereitet: „Ich bin erstaunt und entsetzt, weil ich von den Plänen aus der Zeitung erfahren habe.“ Sie geht davon aus, dass sich die Rettung der maroden Gebäude damit in die Länge zieht. „Die Sanierung der Gebäude wurde uns vor zehn Jahren von der Stadt versprochen. Durch die Ausschreibung wird sich unsere Hängepartie weiter verlängern.“

Aufgeben kommt für die 35-jährige aber nicht in Frage: „Ich habe bereits so viel Arbeit in den Hof gesteckt. Da möchte ich nicht sofort das sinkende Schiff verlassen, wenn es mal nicht so läuft.“ Wirtschaftlich sei der jetzige Zustand aber eine Katastrophe. Für ihren Betrieb braucht sie neue Pferde, die sie aber nicht anschaffen kann, solange sie keine Planungssicherheit hat. „Ich unterschreibe jedes Jahr Verträge mit Schulen und weiß nicht, ob ich sie erfüllen kann.“ Die Ausschreibung der Stadt trifft sie umso härter, als mit dem Investor Günter Klomfass eine Lösung in greifbarer Nähe schien.

Günter Klomfass betreibt mit seiner Frau seit 2009 in Rommerskirchen einen Pferdestall. Den Kinderbauernhof mit Reitanlage in Niederheid wollte er wie bisher weiterführen, Christina Tschorn wollte er anstellen. Der Investor plant weiterhin, das Gut zu kaufen. „Ich habe nichts Gegenteiliges von der Stadt Düsseldorf gehört“, sagt Klomfass.

„Wir haben uns auf Reiten als Breitensport spezialisiert. Das heißt, hier kann jeder für einen kleinen Obolus reiten, ohne sich ein Pferd anschaffen zu müssen“, erklärt Klomfass sein Konzept. Er glaubt, dass es gut zum Gut Niederheid passt: „Wir zeigen seit neun Jahren, dass wir es können. Ich glaube nicht, dass ein anderer das bieten kann.“

Natürlich ist auch er überrascht über die geplante Ausschreibung. Die Auflagen für den Käufer sind seiner Meinung nach nicht zu erfüllen. Die Stadt fordert unter anderem die Sanierung der Altgebäude innerhalb von vier Jahren. Die Kosten dafür wurden auf fünf Millionen Euro geschätzt. Das war 2013. Zudem werden zwei Millionen für Neubauten veranschlagt. „Auf diese Ausschreibung kann ich mich nicht bewerben“, sagt er. Wahrscheinlich auch kein anderer, mutmaßt er – außer man wolle ein anderes Gewerbe dort ansiedeln.

Das wird im Ausschreibungstext der Stadt allerdings ausgeschlossen. Der denkmalgeschützte Gutshof mit dem Kinderbauernhof soll nach Vorstellungen der Verwaltung erhalten bleiben.

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