Gericht: Müssen noch mehr Banken Kunden Geld zurückzahlen?

Nach Urteil gegen Stadtsparkasse hoffen hunderte Kunden auf Schadensersatz.

Düsseldorf. Es lockte der Traum von riesigen Renditen — diese sollten durch Gewinne und Steuerersparnisse teils gar im zweistelligen Prozentbereich liegen. Die Rede ist von Schiffsfonds, eine Anlageklasse, mit denen Schiffe jahrzehntelang erfolgreich finanziert wurden — bis zur Finanzkrise 2008. Als dann der internationale Frachtverkehr einbrach, verloren viele private Anleger ihr Geld.

Das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf hat vorige Woche nun ein Urteil gefällt, das Hoffnung für viele gebeutelte Anleger ist, die sich bei ihren Investitionen schlecht beraten fühlten.

Wie die WZ berichtete, sah es das OLG als erwiesen an, dass die Stadtsparkasse einen 84-Jährigen nicht hinreichend über die Innenprovisionen (also die Vertriebskosten, die zu einem guten Teil an die beratende Bank selbst gehen) in Höhe von 19 % informiert habe. Das Gericht entschied, dass die Sparkasse die investierten 40 000 Euro an die Frau des mittlerweile verstorbenen Anlegers zurückzahlen muss.

Rechtsanwalt Pascal John von der Kanzlei „mzsRechtsanwälte“, spezialisiert auf Bank- und Kapitalmarktrecht, hat das Urteil erstritten. Er sieht darin eine nötige Klarstellung in der Rechtsprechung: „Der Bundesgerichtshof hat eine Revision nicht zugelassen, und da die Sparkasse das Geld nach Auskunft meiner Mandantin bereits überwiesen hat, wurde das Urteil wohl auch akzeptiert.“

Mehrere hundert Mandanten, die ihr Geld in geschlossenen Fonds verloren haben, werden von John und seinen Kollegen vertreten, alleine in Düsseldorf seien es mehrere Dutzend, die sich von Stadtsparkasse, Commerzbank und Targobank schlecht beraten fühlten: „Nach den uns vorliegenden Fällen wurden diese Fonds systematisch unter die Leute gebracht, ohne Risiken, Provisionen und Kosten offenzulegen“, sagt John.

Er ist sicher, dass weitere Urteile zugunsten seiner Mandanten folgen werden. „Im Oktober erwarten wir das nächste Urteil gegen die Targobank. Hier wurden sogar Fonds mit nicht genannten Innenprovisionen von 26 % vertrieben.“ Das sei ein Skandal, so John, denn wenn von jedem Euro ein Viertel abgezogen werde, sei klar, dass die Werthaltigkeit der Investition gemindert sei.

Sparkassen-Sprecher Gerd Meyer wehrt sich gegen den Eindruck, dass falsch beraten wurde: „Produkte mit hoher Rendite haben auch ein hohes Risiko.“ Allerdings sei die Sparkasse mit allen 15 Kunden in Verhandlung, die einen Totalverlust aus diesem Fonds erlitten haben. Insgesamt wurden Anteile für 710 000 Euro verkauft.

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