"Ariadne"-Premiere: Strauss-Opern waren Regisseur zu fett

Nie wollte Dietrich Hilsdorf eine Strauss-Oper inszenieren. Jetzt macht er es doch. „Ariadne“ feiert am Samstag Premiere.

"Ariadne"-Premiere: Strauss-Opern waren Regisseur zu fett
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Regisseur Dietrich Hilsdorf und sein langjähriger Bühnenbildner Dieter Richter sind fast zufällig auf diese Idee gekommen Motive wie Gert Wollheims „Abschied von Düsseldorf“ (1924) auf der Bühne zu zeigen.

"Ariadne"-Premiere: Strauss-Opern waren Regisseur zu fett
Foto: Schaller

„Wir brauchten so etwas wie Paravents, hinter denen sich die Darsteller umziehen können“, sagt Hilsdorf. Und die sollten bemalt sein. Also streifte der für die Bühnendekoration verantwortliche Dieter Richter durch den Kunst-Palast und wurde fündig.

Beispielsweise auch mit dem „Thronenden Bacchus“ (1658) von Caesar van Everdingen. Der Bacchus, Gott der Genüsse, taucht ja ganz zum Schluss der Oper auf und führt die vereinsamte Ariadne wie ein Deus ex machina, wie ein unverhoffter Konfliktlöser, in sein Reich. Am Samstag feiert die Inszenierung der Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“ in der Rheinoper Premiere.

Hilsdorf macht gestern ein gequältes Gesicht. Nie habe er eine Oper von Richard Strauss inszenieren wollen. „Zu dick, zu fett“, befindet der Regisseur, der am Rhein schon zweimal Puccini inszenierte und mit dem er anscheinend besser leben kann.

Ironie des Zahlen-Schicksals: Im Jahr des 150. Geburtstag von Richard Strauss vollendet Hilsdorf seine 150. Regiearbeit — zum ersten Mal überhaupt Strauss. Nun hat Intendant Christoph Meyer dem Regisseur mit „Ariadne“ die filigranste aller Strauss-Opern aufs Auge gedrückt. Die Besetzung wirkt kammermusikalisch, die große Koloratur-Arie der lustigen Figur Zerbinetta wird gar nur von einem Klavier begleitet.

Ob ihm das Stück mittlerweile ein bisschen Freude mache, ist kaum aus Hilsdorf herauszubekommen. Er habe sich über das Sängerensemble gefreut, räumt er ein. Und nun wolle er alles dran setzen, das hoffnungslos verworrene Stück für das Publikum verständlich zu machen.

Dazu gehöre auch die Abwesenheit des so genannten Regie-Theaters. Früher habe er gerne mit dem Publikum Konflikte ausgetragen, nun wolle er es verzaubern, erklärt das einstige Enfant terrible der Opernszene, das nun 66 Jahre alt ist. „Als junger Mensch will man noch allen zeigen, dass es einen gibt.“

Im Alter sei das vorbei. Dass die Idee mit den bemalten Paravents etwas Improvisiertes hat, passt gut zum Stück. Denn der Komponist Strauss und sein Librettist, Dichter Hugo von Hofmannsthal, schufen mit der „Ariadne“ eine kuriose Collage aus Oper, Schauspiel, Realität und Fantasiewelt.

Der erste Teil spielt auf einer Probebühne im Hause des reichsten Mannes von Wien. Dieser gönnt sich und seinen vornehmen Gästen die Aufführung einer von ihm bezahlten Oper. Da für den und Höhepunkt des Abends ein Feuerwerk vorgesehen ist, darf die Oper nicht zu lange dauern — zum Verdruss des Komponisten, einem romantischen, idealistischen Jüngling, der von einer Mezzosopranistin gespielt wird. Da das ironische Strauss-Werk Züge eines Kammerspiels trägt, dachten sich Hilsdorf und Richter, es entsprechend zu inszenieren. So spielt das Orchester auf der Bühne hinter einem Tüllschleier.

Generalmusikdirektor Axel Kober zeigte sich mit der Idee einverstanden, obwohl die Koordination von Sängern und Orchester erschwert wird. Denn gesungen wird jetzt hinter dem Rücken des Dirigenten. Fünf Monitore machen es möglich. Akustisch besitzt die Gestaltung Vorteile: Sänger und Orchester sind nah beieinander. Und zwei hohe Holzverkleidungen links und rechts wirken wie ein zusätzlicher Resonanzkörper.

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