Stadtentwicklung Mehr Busverkehr soll Verkehrswende in Düsseldorf voranbringen

Düsseldorf · Das überarbeitete Verkehrskonzept für den Stadtbezirk 9 orientiert sich nun an der von der Stadt gewollten Verkehrswende. Statt in den Straßenausbau soll in den Ausbau des ÖPNV und des Radweghauptnetzes investiert werden.

 Der Anschluss des Benrather Ostens an die A 59 (vorne) und die Schnellstraße ist nicht mehr geplant.

Der Anschluss des Benrather Ostens an die A 59 (vorne) und die Schnellstraße ist nicht mehr geplant.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Als die Verwaltung im November 2019 in der Bezirksvertretung 9 (zuständig für Wersten, Holthausen, Itter, Himmelgeist, Hassels, Reisholz, Benrath und Urdenbach) die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung samt eines Verkehrskonzeptes vorstellte, zeigten sich viele Bezirksvertreter kritisch: Die vorgestellten Maßnahmen würden nicht ausreichen, hieß es. Den Ausbau von fünf neuralgischen Kreuzungen (unter anderem Further Straße/ Henkelstraße sowie Am Schönenkamp) hatte das Amt für Verkehrsmanagement vorgeschlagen sowie eine schon umgesetzte Busspur auf der Münchener Straße. Damals geäußerte Anregungen und Kritikpunkte hatte die Stadt zur Prüfung mitgenommen. Diese ist nun abgeschlossen.

Vor der Sitzung der Bezirksvertretung 9 am Freitag, 19. Februar, ab 16.30 Uhr in der Aula des Gymnasiums Koblenzer Straße, hatte die Verwaltung BV-Mitgliedern per Zoom die überarbeitete Version vorgestellt. Diese enthält viele Überraschungen. Das Verkehrskonzept soll am Freitag nicht mehr diskutiert werden, es liegt nur als Informationsvorlage vor.

Hatte die Verwaltung damals den Verkehr vor allem unter der Überschrift betrachtet, wohin mit dem stetig wachsenden motorisierten Individualverkehr, steht nun die anvisierte Verkehrswende über allem. Statt in den Ausbau von Kreuzungen soll Geld in die Stärkung des ÖPNV und des Radverkehrs gesteckt werden

Der Vorschlag aus den Reihen der BV-Politik, direkte Anschlüsse aus dem Benrather Osten an die A 59 oder Richtung Süden von und an die Frankfurter Straße anzudenken, ist vom Tisch. Wegen der Verkehrswende stellt die Verwaltung den Stadtteilpolitikern nun andere Werte vor: So werde der Anteil des motorisierten Individualverkehrs bis 2030 am Gesamtverkehr von derzeit 41 auf dann 30 Prozent reduziert. Eine Zahl, die für die CDU-Fraktion Melina Schwanke in Frage stellte: „Ich hatte bei der Präsentation nicht das Gefühl, dass die Verwaltung mir erklären konnte, wie sie darauf gekommen ist.“

Nach Zahlen von 2018 verteilen sich die Verkehr derzeit so: 27,1 Prozent Fußgänger, 17,3 Radfahrer, 19,3 Nutzer des ÖPNV und 36,4 motorisierter Individualverkehr. Durch die Verkehrswende soll sich der ÖPNV-Anteil um 30 Prozent und der Anteil des Radverkehrs um vier Prozent erhöhen, der Pkw-Anteil soll um knapp 18 Prozent verringert werden, bei einer unveränderter Prognose des Lkw-Verkehrs.

Durch diese geringere Zahl von Kfz-Verkehr nimmt die Verwaltung an, dass künftig die fünf als kritisch befundenen Kreuzungsbereiche im Stadtbezirk entlastet würden und deswegen kein Umbau nötig werde. Für Ernst Welski (Grüne) ist das überarbeitete Verkehrskonzept der richtige Weg. Er mahnt aber an, dass die Verwaltung schon jetzt Entscheidungen treffen müsse, die zum Thema Verkehrswende passten. So verweist er auf eine Information für die BV-Sitzung am Freitag. In der teilt das Amt für Verkehrsmanagement mit, dass es zwar den Beschluss der BV 9 umsetze werde, an den Kurvenbereichen in der Silcher Straße nahe Grünanlage ein absolutes Haltverbot einzurichten. Die Verwaltung verweist aber auch darauf, dass es durch den „entstehenden Stellplatzverlust zu einer weiteren Zunahme des ohnehin schon bestehenden Parkdruckes kommen kann.“

Maßnahmen im ÖPNV

Damit die Verkehrswende jedoch funktioniert, müsste massiv in den ÖPNV investiert werden. Bereits jetzt gibt es Auslastungszeiten der fünf im 20-Minuten-Takt fahrenden Stadtbahnlinien U71/83, U74/77 und die U79, in den frühen Morgen- sowie in den späteren Nachmittagsstunden, die knapp unter oder auch schon über der 100-Prozent-Marke liegen. Die Zahlen stammen alle aus der Vor-Corona-Zeit. Das Angebot reiche für die heutige Nachfrage aus, heißt es in den Unterlagen.

Allerdings nicht für eine Steigerung der Fahrgäste um die gewünschten 30 Prozent. Doch aktuell gibt es keine freie Fahrtrassenkapazitäten im Tunnelbereich zwischen Hauptbahnhof und Heinich-Heine-Allee. Das Zusatzangebot muss laut dem Konzeptpapier oberirdisch durch Busse erfolgen. Deren heutiges Angebot könne die zusätzlichen Fahrgäste nicht aufnehmen. Der Vorschlag der Verkehrsplaner: zwei neue Buslinien im zehn-Minuten-Takt in den Morgen- und späten Nachmittagsstunden mit ­Gelenkbussen.

Maßnahmen beim Radverkehr

Zudem sollen in den nächsten Jahren die Radwege im Stadtbezirk verbessert werden. Kosten: zwölf Millionen Euro, 2,4 Millionen sollen in den nächsten fünf Jahren für die ersten Maßnahmen bereitgestellt werden. Für weitere 276 000 Euro sollen neue Fahrradabstellplätze geschaffen werden.

Mobilstationen

Der Verkehrksverbund Rhein-Ruhr schlägt die Einrichtung von drei Mobilstationen vor: am Benrather Bahnhof, am S-Bahn-Halt in Reisholz und in Holthausen. An solchen Knotenpunkten sollen verschiedene Verkehr gebündelt werden, vom ÖPNV über Radstationen, Sharing-Angeboten bis zu Auflademöglichkeiten für E-Fahrzeuge.

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