Die Suche nach dem Sein

Unter dem Titel „Meeting the Universe Halfway“ sprechen im KIT die Objekte.

Die Suche nach dem Sein
Foto: Ivo Faber

Was ist, wenn der Mensch sich nicht mehr wichtig nimmt, aber dem Objekt mehr Macht gibt? Im aktuellen „Posthumanismus“ gibt es keine klaren Grenzen zwischen Mensch und Natur, Beseeltem und Unbeseeltem. Sieben Künstler setzten sich mit der Frage des Seins im KIT, Kunst im Tunnel, auseinander. Sie wurden von der Leiterin Gertrud Peters, der neuen Akademie-Professorin Yesim Akdeniz und dem Fotografen Christoph Westermeier ausgesucht.

Die schönste Arbeit liefert Westermeier selbst. Er hat aus seinem Fotoarchiv, das beim Flanieren durch Städte und Museen entsteht, eine Auswahl getroffen: Auto, Meeresschildkröte, römisches Steinarchiv oder klassische Skulptur. Die großformatigen Bilder lässt er von der Decke hängen und schiebt ihnen Lochbleche entgegen. Der Besucher wandert durch die Installation, bekommt immer wieder neue Blicke, aber prallt zugleich an den Blechen ab.

Yesim Akdeniz, Malerin mit türkischen Wurzeln, präsentiert ein Gemälde, dem jegliche Menschlichkeit ausgepeitscht zu sein scheint. Ein leerer Stuhl, ein Nierentisch frei nach Walter Gropius, zwei Steine, ein Sessel und ein Bild wie aus dem Universum sind zu sehen. In zwei Skulpturen unweit davon entfernt wird noch deutlicher, was sie will. Die Arbeiten nennen sich „Unterwerfung“ und „Europa“. Das Wort des Machthabers, aus dessen Land sie vor wenigen Monaten gekommen ist, wird mit keiner Silbe erwähnt.

Ein Blickfang im Raum ist die große Projektionswand der amerikanisch-chinesischen Künstlerin Jen Liu. Sie schafft in ihrem suggestiven Video lauter Künstlichkeiten. Dazu zählen ein schaurig-schönes Kunstfleisch, aber auch schlecht bezahlte chinesische Arbeitsbienen, die immer wieder totgetreten werden. Mit schön gestylten Puppen lässt sich fast alles machen. Die Künstlerin hat China längst verlassen. So kann sie ein Gen entwickeln, um die chinesischen Arbeiterinnen aufzustacheln, sich nicht alles bieten zu lassen.

Der Besucher sehnt sich bei all den virtuellen Szenen auch nach klassisch gemalten Bildern. Die Kuratoren erfüllen ihm diesen Wunsch mit den fast naiven Werken von Kubilay Mert Ural. Dieser Pinselheld war früher Fabrikarbeiter in einem türkischen Dorf und lebt heute in Amsterdam.

Info: Die Schau ist bis zum 3. Juni zu sehen.

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