Kino Packender Doppelgänger-Horror mit etwas schwacher Auflösung

Düsseldorf · In den Düsseldorfer Programmkinos laufen neue Filme an. Darunter auch „Wir“ von „Get Out“-Regisseur Jordan Peele.

 Autor Philipp Koep.

Autor Philipp Koep.

Foto: Judith Michaelis

Weil du nur einmal lebst

Heimspiel. Musikalisch mögen sich die Geister an der Punk-Truppe, die zum Arena-Beschaller aufstieg, scheiden... aber in ihrer Heimatstadt haben die Toten Hosen natürlich eine verschworene Fan-Base. Deshalb sind die Karten knapp (Vorbestellung empfehlenswert). Fünfunddreißig Jahre nach den wilden (und kleinen) Anfängen füllen die Touren der Düssel-Rocker Stadien. Die 2018er Tour wurde begleitet von der Filmemacherin Cordula Kablitz-Post. Die Doku zeigt den Tanz auf und hinter der Bühne, wenn die Mittfünfziger dem Alter Tribut zollen müssen. Der Film läuft im Cinema, wenige Meter vom einstigen Wohnzimmer der Hosen im Ratinger Hof.

Cinema, Do. bis Mi. 21.30 Uhr (Fr/Sa bereits ausverkauft)

Wir

Paralleluniversum des Grauens. Das Vexierspiel zwischen Gut und Böse hat Jordan Peele in seinem Debüt-Film „Get Out“ virtuos vorgeführt: Der Low-Budget-Film wurde bei Publikum und Kritik ein Hit. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den nächsten Film, der erneut zwischen den Polen Gut und Böse (aber nicht mehr Schwarz und Weiß), dafür aber von der Satire zum Horrorgenre wechselt.

Zusammen mit Freunden und Familie wollen Adelaide und ihr Mann Gabe ein paar Tage im Strandhaus in Santa Cruz verbringen. Doch statt idyllischer Sommertage offenbart sich ihnen bald ein schleichender Horror: Sie begegnen ihren Doppelgängern und die sind ihnen keineswegs freundlich gesonnen. Es beginnt ein gnadenloser Überlebenskampf. Es stellt sich heraus, dass die Begegnung mit den bösartigen Ebenbildern ein lange zurückliegendes, finsteres Geheimnis birgt. Eine Erklärung allerdings, die nach dem raffinierten Spannungsaufbau eher enttäuscht.

Bambi, tgl. um 21 Uhr (engl. Original mit Untertiteln)

This Mountain Life

Reiseabenteuer haben Konjunktur auf der Leinwand, dabei spielen gern der spirituelle Aspekt und die persönliche Grenzerfahrung eine Rolle. Dies gilt besonders für diesen kanadischen Dokumentarfilm von Grant Baldwin. Die Lawinenexpertin Martina Halik will mit ihrer 60-jährigen Mutter die Bergkette der Coast Mountains an der kanadischen Westküste zu Fuß durchqueren. Über 2300 Kilometer zieht sich die Strecke durch zerklüftete Felsregionen und verschneite Berge von British Columbia bis nach Alaska. Doch nicht nur überwältigende Naturaufnahmen mit entsprechend stimmungsvoller musikalischer Untermalung hat der Film zu bieten. Er reiht auch noch diverse Begegnungen mit skurrilen Berg-Bewohnern von der skilaufenden Nonne bis zum Schneekünstler als spirituelles Sahnehäubchen auf die bewusstseinserweiternde Bergwelterfahrung.

Atelier, Do. bis Mo. um 21.30 Uhr im engl. Omu, Sa. um 22.30 Uhr, So. auch 11:45 Uhr

Monsieur Claude 2

Dem Erfolg französischer Komödien setzte „Monsieur Claude und seine Töchter“ vor fünf Jahren eine freche Spitze auf. Das Culture-Clash-Thema wurde politisch unkorrekt aufgezogen, dass die Schwarte krachte: Das selbstzufriedene weiße Establishment wurde mit der Multikulti-Realität konfrontiert. Dem wohlhabenden Monsieur Claude Verneuil legt das Schicksal nicht nur vier Töchter ins Nest, sondern auch vier Schwiegersöhne unterschiedlichster Provenienz (Jude, Araber, Asiate, Afrikaner).

Nachdem M. Claude nebst Gattin Marie also schon jede Menge Vorurteile überwinden mussten, steht ihnen diesmal neues Ungemach ins Haus: Die Töchter wollen mit ihren Gatten „weggehen“. Den Vogel schießt dabei der Ivorer Charles ab: Er will in Indien Bollywood-Karriere machen. Doch Msr. Claude will den Fortgang nicht kampflos geschehen lassen. Nach dem Kassen-Erfolg (in Deutschland immerhin vier Millionen Zuschauer) war die Fortsetzung wohl unvermeidbar. Doch leider schmeckt der zweite Aufguss schon deutlich fader...

Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr im Atelier (frz. OmU)

Unser Team – Nossa Chape

Es sollte ein Fußball-Märchen sein, doch dann geriet es zur Katastrophe. 2016 hatte sich die brasilianische Außenseitermannschaft Chapecoense ins Finale des Südamerika-Cups gekämpft. Beim Anflug zum Endspiel in Kolumbien stürzte die Maschine ab, fast die gesamte Mannschaft starb in den Trümmern – ein Alptraum nicht nur für die Fans, sondern für die ganze Region, für die „ihr Team“ Hoffnungsvision aus einer eher desolaten Situation im strukturschwachen Süden Brasiliens war. Die wenigen Überlebenden beschlossen, den Toten die Ehre zu erweisen, in dem sie den Traum fortsetzen wollten. Doch es wurde nicht leicht, denn der Geist der Mannschaft lag in der Verbundenheit der Spieler mit ihrem Verein und der Region. Bewegende Fußball-Doku von Jeff und Michael Zimbalist

Metropol, tgl. 19 Uhr (port. OmU)

Ein Gauner und Gentleman

Robert Redford hat es auch mit 82 noch drauf, seine Darbietung als Gentleman-Ganove atmet mehr Charme und Lässigkeit als ganze Generationen von Actionstars nach ihm. In seiner angeblich letzten Rolle widmet er sich der Lebensgeschichte des Ausbrecher-Königs Forrest Silver Tucker, der es 18 Mal schaffte, aus dem Gefängnis auszubrechen, um dann gleich wieder seiner kriminellen Karriere als Bankräuber nachzugehen. So auch Anfang der 80er Jahre, als er mit einer Seniorengang wieder auf Tour ging, bis ihm der Polizist John Hunt auf die Spur kam. Ganz im Stil der 70er Jahre, und damit der Hochzeit seiner Stars Redford, Danny Glover und Sissy Spacek inszeniert David Lowery seine Ganovenkomödie mit viel nostalgischem Sinn für den Reiz des Old-School-Kinos und verblüffend wenig Action.

Bambi, tgl. 17 u. 19 Uhr (am Mo. um 19 Uhr im engl. OmU)

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