Vermietung Auf dem Büromarkt wird es langsam eng — vor allem in der City

Düsseldorf · Immer weniger Leerstand führt dazu, dass Unternehmen keine geeigneten Flächen finden. Immobilienexperte sieht Potenzial für neue Arbeitsplätze in Gefahr.

 Die Herzogterrassen haben noch seltene Flächenreserven.

Die Herzogterrassen haben noch seltene Flächenreserven.

Foto: nein/Jones Lang Lasalle

Eigentlich klingen die Zahlen gut. 415 000 Quadratmeter Bürofläche sind im vergangenen Jahr in der Region Düsseldorf neu vermietet worden, der Wert liegt neun Prozent über dem Zehnjahresschnitt, 2017 waren es noch 390 600. Auch die Zahl der Abschlüsse legte zu. Und die so wichtige Leerstandsquote im Stadtgebiet zeigt mit 5,9 Prozent an, dass es noch ausreichend freie Flächen gibt — nur in Frankfurt sind im Vergleich der größten sieben Bürostädte noch mehr Reserven vorhanden.

Doch an dieser Stelle schließt sich für Marcel Abel, Geschäftsführender Direktor und Niederlassungsleiter JLL Düsseldorf, ein „Aber“ an, dass es in sich hat. Ihn alarmiert, dass immer mehr Flächen in Wohnungen oder Hotels umgewandelt werden. Vor allem in der Innenstadt, dem beliebtesten Standort für Unternehmen, sei die Leerstandsquote schon bei vier Prozent angelangt, einer aus seiner Sicht kritischen Marke. Die Konsequenzen sind spürbar. Nur einen Abschluss mit mehr als 10 000 Quadratmetern gab es stadtweit, Deloitte mietete 35 500 Quadratmeter im Heinrich-Campus (ehemals Straßenverkehrsamt) an. Das liege zum einen daran, dass die Prozesse immer länger dauerten, so dass mit mehr Verträgen in dieser Größenordnung in diesem Jahr gerechnet werde. Es ziehe sich, bis die Stadt Baugenehmigungen erteile. Und die Digitalisierung trüge dazu bei, dass auf Unternehmerseite immer mehr geprüft und durchgespielt werde und wie bei L’Oreal dann auch die Führungsebene in Paris mitsprechen wolle. Zum anderen jedoch gebe es ein weiteres Problem. Es suchten laut Abel einige Unternehmen in Düsseldorf geeignete Flächen in dieser Größenordnung, aber fänden sie nicht. Auch weil weniger gebaut worden sei, sogar als im Zehnjahresdurchschnitt. Abel befürchtet, dass die Stadt Unternehmen, die zuziehen wollen, nicht genügend bieten kann und so Arbeitsplätze an der Stadt vorbeizögen. Innenstadtnah böten gerade einmal zwei Gebäude Potenziale von mehr als 10 000 Quadratmetern, die Herzogterrassen an der Friedrichstraße und RWI 4 in Unterbilk.

Abel fordert „mehr visionäre Projekte“. Er lobt das Stadtplanungskonzept für einen Blaugrünen-Ring, der die Kulturhäuser der Stadt besser verbinden soll und Düsseldorf attraktiver machen werde. Vor allem hebt er die Überarbeitung des Hochhausrahmenplans hervor, mit dessen Hilfe auch mehr Raum für Büros möglich werden könnte. Auch wenn er zu bedenken gibt, dass es natürlich dauern werde, bis die daraus folgenden Projekte realisiert werden. Deutlich mehr Hochhäuser kann er sich in der City vorstellen, weil da die Unternehmen hinwollten. Er fragt: „Warum ist der Kö-Bogen nicht viel höher gebaut worden? Braucht das Dreischeibenhaus nicht einen Bruder? Warum nicht auf dem Standort der Oper?“

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