„Asyl-Archiv“ hat seine Pflicht für Köln getan

Das Düsseldorfer Stadtarchiv hat bei der Rettung der Kölner Archivalien geholfen.

Düsseldorf. Es ist stickig im Düsseldorfer Stadtarchiv. Die Luft ist schwer vom Geruch alten Papiers. Zehn Leute stehen in Zweier-Teams an großen Tischen und begutachten Plakate, Poster und Baupläne. Die Dokumente sind Archivalien und kommen ursprünglich aus Köln. In Düsseldorf sind sie wegen des Kölner Archiveinsturzes.

Der 3. März 2009 war die Stunde Null des Kölner Stadtarchivs. Pfusch bei den Bauarbeiten an der Kölner U-Bahn schädigten die Bausubstanz des Archivs, das wie ein Kartenhaus zusammenfiel.

Neben dem Tod zweier Anwohner war der Verlust von 30 Regalkilometern Archivalien zu beklagen. Sofort nach dem Einsturz begann die Bergung des Archivguts. Trotz vieler Bedenken wurden die Helfer fündig. 85 Prozent der Archivalien konnten aus der Unglückstelle geborgen werden.

"Es ist erstaunlich, dass überhaupt noch etwas übrig ist", sagt Restauratorin Heike Koenitz. Nach den letzten 15 Prozent der Archivalien wird momentan gesucht. Die Errichtung eines Bergungsbaus ermöglicht eine Suche nach den Dokumenten. Da diese unter dem Grundwasserspiegel liegen, ist unklar, wie viel davon noch zu retten ist.

Das zum Teil schwer beschädigte Material wurde auf 19 "Asyl-Archive" in ganz Deutschland verteilt. Auch im Düsseldorfer Stadtarchiv wird seit September 2009 intensiv an den Kölner Archivalien gearbeitet. Rund 90 Paletten Archivalien sind schon durch die Hände der Mitarbeiter gegangen. Vor allem Großformate wie Plakate und Baupläne erfasst das Kölner Archivteam hier. Da die Großformate in Schränken lagen, konnten fast alle gerettet werden.

Nicht gerettet werden konnte die Ordnung im Archiv. Die gesamten Dokumente wurden aus ihrem inhaltlichen Zusammenhang gerissen. Deshalb muss jetzt alles neu erfasst und zudem auf Beschädigungen untersucht werden.

Ute Pohlmann steht mit ihrer Kollegin Brigitte Ritsch an einem Tisch. Mit Baumwollhandschuhen hebt Brigitte Ritsch ein Fotodruck hoch. Sie begutachtet die Schäden und versieht das Dokument mit einem Barcode. Ute Pohlmann gibt parallel dazu alle Informationen in ein extra entwickeltes Computerprogramm ein.

Auf diese Weise können irgendwann alle Archivalien wieder zugeordnet werden. Belastend findet sie den Anblick von Unordnung und Zerstörung nicht: "Es ist eine schöne Arbeit, weil ich einen guten Überblick über die Bestände erhalte", sagt die Archivmitarbeiterin optimistisch.

Ende Juni sind die Arbeiten in Düsseldorf erledigt. Dann werden die Archivalien zwischengelagert und warten auf die Restaurierung. Für das Team in Düsseldorf ist die Arbeit dann aber noch lange nicht beendet. Die Archivare aus Köln wandern weiter in das Bochumer Stadtarchiv.

Drei bis fünf Jahre wird die Erfassung noch dauern, schätzt Projektkoordinatorin Tanja Kayser. Anschließend beginnt die Restaurierungsphase. Die wird frühestens in 30 Jahren abgeschlossen sein. Erst die nächste Generation Historiker wird dann das Kölner Stadtarchiv wieder uneingeschränkt nutzen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort