Eröffnung: In diesem Badehaus steckt Musik

Schon der Festakt lässt ahnen: Das neue Kulturzentrum hat alle Chancen, ein Kleinod des Stadtlebens zu werden.

Burscheid. Erich Schröder weiß, wie es hier früher ausgesehen hat. Er und sein Kollege Karl Niederstätter waren die letzten Bademeister im Burscheider Badehaus.

Schröder kann sich noch erinnern, wie man für eine Mark in die Badewanne oder für 60 Pfennig unter die Dusche durfte. Und der 69-Jährige ist an diesem Abend einer der Augenzeugen einer wundersamen Wandlung des Gebäudes: vom Badehaus über ein Asylbewerberheim und Möbellager hin zum strahlenden Kulturzentrum.

So strahlend wie seine Initiatoren: Barbara Sarx, die 1999 mit einem UWG-Antrag den Anstoß gab und das Projekt seither leidenschaftlich begleitet; Bürgermeister Kahrl, bei dem sie "offene Türen einrannte" und dem nun zum Ende seiner Amtszeit gar ein Job als Badehausmeister in Aussicht gestellt wird; Silke Hamburger, die mit dem Kulturverein und seinen vielen Helfern das Risiko der Trägerschaft eingegangen ist.

Auf Festakten wird geredet, na klar. Hamburger kürt "Gemeinsam" zum Hauptwort des gesamten Projekts. Im Namen der Burscheid-Stiftung entlastet Sparkassendirektor Klaus-Josef Hansen die Antragsteller mit dem Satz: "Die Begünstigten sind keine Bittsteller." Schließlich bringen sie das vermutlich größte Kapital ein: ihren ehrenamtlichen Einsatz. Und Landrat Rolf Menzel gießt die Anforderung der Zukunft in die vier schlichten Worte: "Hier muss Leben rein."

Den ersten kulturellen Lebensbeweis des Badehauses tritt das Gesangsterzett der Musikschule an. Den (längst erwachsenen) Schülerinnen Beate Gehring, Bettina Aurich und Ulla Heinemann perlen dabei so programmatische Zeilen über die Lippen wie: "Zu musizieren und jubilieren steht mir all’ mein Sinn!" Und dass nicht nur Wort und Musik hier ihren Raum haben, belegen die 18 Kunstwerke der thematisch naheliegenden Auftaktausstellung "Bad(en) & Co".

Bleibt noch die Journaille, die das Ganze unters Volk bringen soll. Da vertrauen die Gastgeber auf sich selbst: Mit kabarettistischem Talent blättern Silke Hamburger, Rudolf Otto und Wolfgang Schumacher zum Abschluss des Festakts zwischen Selbstironie und Größenwahn im "Badehaus-Boten".

Jetzt ist die Badeente zu Wasser gelassen - und schwimmt heute gleich weiter: beim ganztägigen Eröffnungsprogramm.

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