Ein Gewinn trotz roter Zahlen

Im dritten Jahr wird es erstmals kein leichtes Plus geben. Doch die Veranstalter messen den Wert nicht nur finanziell.

Burscheid. Den Letzten beißen die Hunde. Als die druckvolle Coverband Dream am späten Sonntagnachmittag das diesjährige Kirchenkurvenfestival (Kikufe) beschließen sollte, hatte das Schauerwetter auch die Gutwilligsten schon zum Großteil nach Hause getrieben. Weite Teile ihres Programms absolvierten die vier Leverkusener Musiker mit erstaunlicher Spielfreude bei strömendem Regen für die letzten Wackeren unter den Vordächern der Geschäfte und Getränkewagen.

Am Tag danach sitzt das Organisationsteam der Evangelischen Kirchengemeinde beisammen und zieht eine erste Bilanz. "Wir haben uns nicht unterkriegen lassen und das daraus gemacht, was ging", sagt Ralph Liebig mit Blick auf das Wetter - "eine Vollkatastrophe für jeden Open-Air-Veranstalter".

Auf der Positivseite: der Verlauf des ersten Festivaltages, der zwar auch mit Regen begann, aber dann schon Farfarello einen wachsenden Zuspruch verschaffte und am Abend zum Auftritt von Mayqueen geschätzte 2700 Besucher in die Kirchenkurve lockte. Der Umsatz für Essen und Trinken, neben den Sponsorengeldern einzige Finanzierungsbasis des eintrittsfreien Festivals, lag zu dem Zeitpunkt sogar noch über Vorjahresniveau.

Auch der Start des Sonntags war mit 160 Gottesdienstbesuchern, die dem Regen trotzten, noch erfreulich. "Am deutlichsten war der Unterschied zum Vorjahr dann bei Engelbert Wrobel", sagt Pfarrer Matthias Pausch. Eigentlich ist der beliebte Jazzmusiker eine sichere Bank, aber gegen das Wetter hatte auch er keine Chance.

Da aber der Sonntag durch die Kuchenspenden einen hohen Reingewinn verspricht, der wegen des fehlenden Publikums nun ausblieb, "ist uns der wirtschaftliche Erfolg verregnet worden", sagt Michael Kaib, Finanzexperte des Organisationsteams.

Wie groß das Minus nach zwei Jahren mit leichten Gewinnen ausfällt, lässt sich derzeit noch nicht sagen. "Aber die Frage, ob wir das wirtschaftliche Risiko weiter eingehen können, ist legitim und wird gestellt werden", blickt Pausch als Presbyteriumsvorsitzender auf die Sitzung des höchsten Gemeindegremiums am Freitag. Gleichwohl: Das Presbyterium hatte dem Kikufe-Team in einem Grundsatzbeschluss für mindestens fünf Festivals grünes Licht gegeben.

"Und das Kikufe hat zwei Gewinn- und Verlustrechnungen: eine wirtschaftliche und eine, die Gemeindeaufbau, Vernetzung und Außendarstellung betrifft. Und da ist der Gewinn da", ist Pausch überzeugt. Nicht nur die anerkennenden Worte des Schirmherrn und Bürgermeisters Stefan Caplan, sondern auch die große Hilfsbereitschaft vieler Gruppierungen vom St.-Laurentius-Team bis zu den Jusos geben den Veranstaltern die Gewissheit: "Das Kikufe ist eine feste Einrichtung geworden und hat große Akzeptanz in der Stadt", wie Kaib formuliert.

"Aus Veranstaltersicht haben wir alles richtig gemacht", sagt Liebig. Die Entscheidung, nicht im Einzelfall in die Kirche auszuweichen, begründet er damit, "dass wir die Kirche komplett als Logistikraum benötigen und nicht so schnell umgebaut bekommen, dass sie wieder halbwegs sicher als Veranstaltungsort genutzt werden kann".

Mit Blick auf das nächste Kikufe will das Team versuchen, das finanzielle Risiko noch weiter zu minimieren. Das sei man der Gemeinde mit ihren finanziellen Schwierigkeiten schuldig. Die erstmals erfolgte und positiv eingeschätzte Verbindung mit dem Luftballonfest der WfB soll möglichst beibehalten werden. Und bei den rund 130 Helfern "war es wie immer", erzählt Liebig. "Alle gehen nach Hause und sagen: Nächstes Jahr sind wir wieder dabei."

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