Dürscheid behält seine Dorfschule

Wohnnutzung: Die Familie Schulz hat sich Gebäude und Gelände über einen Erbpachtvertrag gesichert.

Burscheid. Es sah nach einem Tod auf Raten aus. Über 120 Jahre bis zu ihrer Schließung hatte die katholische Volksschule in Dürscheid ihren Zweck erfüllt. Später war dort bis Juli 2007 der katholische Kindergarten Peter & Paul untergebracht.

Dann schien der Abriss zugunsten einer Wohnbebauung unausweichbar. Doch jetzt überrascht eine Nachbarsfamilie mit der Meldung des Erhalts. Die ehemalige Schule, zusammen mit der 1968 gebauten Kapelle fester Bestandteil des Dorfmittelpunkts, werde nicht abgerissen.

Alle ihre sechs Söhne hätten den Dürscheider Kindergarten besucht, erzählt Veronika Schulz. Als Nachbar des Gebäudes verfolgte die Familie die Diskussion um die geplante Neubebauung besonders genau.

"Vor knapp zwei Jahren haben wir uns dann an die Katholische Pfarrgemeinde in Lützenkirchen gewendet. Erstens hatte einer unserer Söhne Interesse an einem Neubau auf dem Gelände, zum anderen konnten wir uns auch vorstellen, das Gebäude im Familienverbund zu nutzen."

Alle Pläne der Gemeinde, einen Investor zu finden und das Bauland zu verkaufen, zerschlugen sich offenbar wegen der hohen Abrisskosten.

Nach langer Wartezeit erhielt Familie Schulz daher den Zuschlag: Auf Erbpachtbasis hat sie sich die alte Schule und das rund 1700 Quadratmeter große Grundstück für 99Jahre gesichert.

Jetzt will einer der Söhne zunächst die Wohnung in der einstigen Volksschule für sich und seine Familie herrichten. Eine längere Renovierungs- und Umbauphase ist schon eingeplant. Später könnte vielleicht ein weiterer Sohn auf dem Grundstück bauen.

Zunächst aber will die Familie den Erhalt der Schule mit dem ganzen Dorf feiern. Für Sonntag hat sie daher zum "Schul(z)fest" eingeladen. Ab 15 Uhr sollen die Dürscheider die Gelegenheit bekommen, bei Glühwein, Puffelskuchen und Würstchen nicht nur den 2. Advent zu feiern, sondern in der alten Dorfschule auch in nostalgischen Gefühlen zu schwelgen. "Das war doch so lange ein öffentliches Gebäude", sagt Veronika Schulz.

Die 58-Jährige lebt selbst seit 33 Jahren in Dürscheid und sagt, sie sei sehr gespannt, "wie viele Dürscheider am Sonntag kommen". Drangvolle Enge wäre kein Schaden, denn die Heizung wird bis dahin wohl kaum funktionieren.

"Aber angesichts der Witterung habe ich mich entschlossen, auch Hühnerbrühe zu kochen." Neben dem Austausch von Erinnerungen an die Schul- oder Kindergartenzeit in Dürscheid wird es auch Musik geben: L(a) Capella hat bereits zugesagt.

Mit dem Schritt zum Erhalt der alten Dorfmitte hofft Veronika Schulz im Gegenzug etwas anderes hinter sich zu lassen: den Nimbus als "Zugezogene" - "obwohl man den ja eigentlich nie loswird", wie sie lachend einräumt.

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