Der Spaß am Rap ist zurückgekehrt

Am 7. April kommt Curse mit seinem neuen Album „Die Farbe von Wasser“ in die Ehrenfelder Live Music Hall.

Der Spaß am Rap ist zurückgekehrt
Foto: Rowohlt/Robert Eikelpoth

Köln. Der Rapper Curse, der mit bürgerlichem Namen Michael Kurth heißt, hat auf dem Höhepunkt seiner Karriere die Bremse gezogen und alles als Musiker in seinem Leben hinterfragt. Gerade hat er sein Buch „Stell Dir vor, Du wachst auf“ veröffentlicht. Darin will er den Lesern die Dinge vermitteln, mit denen er den Spaß am Leben und dem Rap zurückgewonnen hat. Am 7. April kommt der Rapper, Buddhist, Lehrer für tibetisches Yoga und systemische Coach mit seinem neuen Album „Die Farbe von Wasser“ in die Kölner Live Music Hall. Weitere Stationen der Tour sind Wuppertal und Duisburg.

Was bedeutet für Sie persönlich Glück?

Curse: Früher wollte ich immer glücklich sein mit dem konstanten Grinsen im Gesicht. Heute weiß ich, dass es dieses konstante Glück nicht gibt. Wer ständig seinem Glück hinterherrennt, kann ein Problem bekommen. Viel wichtiger ist es, zufrieden und ausgeglichen zu sein, auch wenn es einmal nicht so läuft, wie man es will. Man sollte entspannt mit den Ups und Downs im Leben umgehen.

Sie haben auf dem Höhepunkt Ihrer Karriere die Bremse gezogen und einen Neuanfang gewagt. Wie kam es dazu?

Curse: Ich habe immer mein Glück gesucht und gedacht, dass mich nur erfolgreiche Alben und Touren glücklich machen. Es war immer der Anspruch, beim nächsten Album oder der nächsten Tour noch einen draufzusetzen und noch mehr Erfolg zu haben. Das ist wie, wenn man versucht, dem Ende des Regenbogens hinterherzulaufen — man wird es nie erreichen. Das Ganze hat mich immer unglücklicher gemacht, ich habe mich einsam gefühlt und mich selbst hinterfragt. Irgendwann kam die Angst, dass ich, wenn ich so weiter mache, ausbrennen könnte. So kam die Pause von der Musik und ich konnte mich dem stellen, wovor ich die ganze Zeit weggerannt bin. Damals habe ich auch mit der Meditation begonnen.

Und Sie sind Buddhist geworden.

Curse: Ich habe mich schon als Kind für Religionen interessiert. Als ich konfirmiert worden bin, habe ich das sehr ernst genommen und begonnen, mich intensiver mit der Bibel zu beschäftigen. Später habe ich auch Religionswissenschaften studiert. Dabei habe ich mich auch mit dem Buddhismus beschäftigt, allerdings mehr von einer theoretischen Seite aus. Durch die Meditation habe ich dann den Buddhismus ganz praktisch kennengelernt und irgendwann kam die Erkenntnis, ich bin Buddhist. Ich habe mich im tibetischen Buddhismus einfach zu Hause gefühlt. Für mich ist das Gewachsenes mit Bodenhaftung, ein Interesse an Inhalten und keine bloße New-Age-Nummer. Das mag auch daran liegen, dass ich keine 17 mehr sonder Anfang 30 bin. Ich habe die Dinge überprüft und irgendwann Vertrauen gefasst.

Es gibt die klassischen Rapper-Klischees, die scheinbar so gar nicht mit dem Buddhismus übereinstimmen.

Curse: Eigentlich sind es ja zwei Klischees, das vom Rapper und das vom Buddhisten. Es ist megaspannend mit beiden bei mir selbst zu brechen und Mauern einzureißen. Hip-Hop und Rap sind in ihren Kulturen sehr offen — auch für verschiedene Religionen. Es ist nicht wichtig, ob man als Rapper Christ, Moslem oder Buddhist ist. Man trifft sich auf dem Feld der Kunst — ein sehr offener und toleranter Raum. Ich habe selbst das Musikmachen auch nie in Frage gestellt, es ging mehr darum, wie man das Ganze vermarktet. Man darf die Dinge nicht zu ernst nehmen und sollte bei allem entspannt bleiben. Das bedeutet nicht, dass man nicht ernsthaft Musik macht. Es geht mehr um die Dinge darum. Heute macht mir meine Musik wieder richtig Spaß, diese Freude hatte ich eine Zeit lang verloren.

Sie haben gerade ein Buch veröffentlicht. Warum?

Curse: Eine meiner Grundmotivationen ist es Dinge, die mir selbst guttun, zu teilen. Umgekehrt freue ich mich, wenn andere Leute genauso handeln, und mir mit ihren Erfahrungen und Geschichten weiterhelfen. So entstand auch die Idee zum Buch — jeder kann bei den Dingen, die er dort findet, selbst entscheiden, was er damit macht. Angefangen hat alles mit einem Podcast, der sich von meinen Erfahrungen mit der Meditation und meiner Ausbildung als systemischer Coach speist. Ich habe meine Top 5 der Dinge vorgestellt, die im Alltag einfach und praktikabel sind. Daraus habe ich auch meine eigene Methode 0000+X entwickelt, die ich in meinem Buch vorstelle. Es sind Dinge, die mir persönlich sehr geholfen haben.

Was hat es mit dem systemischen Coaching und dem tibetischen Yoga auf sich?

Curse: Der systemische Ansatz beim Coaching ist einer sehr konkreter, lösungs- und ressourcen-orientierter Ansatz. Er beschäftigt sich auch mit dem Umfeld und dem System, in dem bestimmte Dinge auftreten. Es geht um konkrete Situationen, für die Lösungen gesucht werden, und zwar mit den Fähigkeiten, die im betroffenen Menschen schon vorhanden sind. Das ist eine sehr logische und rationale Methode, die wissenschaftlich verifiziert ist. Das kommt mir entgegen, da ich immer einen rationalen Unterbau brauche. Beim tibetischen Yoga geht es um die Verbindung von Bewegung und Meditation. Es geht nicht darum, den Körper zu stählen, sondern um eine innere Veränderung.

Sie gehen bald auf Tour und kommen auch hier ins Rheinland. Was hat sich verändert?

Curse: Ich gehe etwas anders an die Tour heran, aber da handelt es sich um Nuancen, ich drehe nicht alles auf links.

Welche Beziehung haben Sie zu Köln?

Curse: Meine Eltern haben sich in Köln kennengelernt und ich selbst habe auch sieben Jahre in der Stadt gelebt. Als ich dort eingezogen bin, war ich auf dem Balkon und habe direkt gewusst, hier bist Du zu Hause. Es ist eine liebenswerte und sympathische Stadt, auch wenn ich inzwischen seit gut vier Jahren in Berlin lebe. Ich habe immer noch viele Freunde und auch Familie in Köln. Und der Kölner Sender Eins Live ist nach wie vor mein Heimatsender, da habe ich sieben Jahre meine Sendung gehabt.

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