Meinung Tour de France: Düsseldorf kann ein Vakuum füllen

Düsseldorf richtet den Start der Tour de France 2017 aus. Das ist bei aller Skepsis angesichts der Kosten von rund sechs Millionen Euro für die Stadt eine erfreuliche Nachricht. Zu oft hatte Deutschland zuletzt frühzeitig einen Rückzieher gemacht, wenn es um die großen Sportereignisse der Welt geht — und dazu gehört die Rundfahrt nach wie vor.

Meinung: Tour de France: Düsseldorf kann ein Vakuum füllen
Foto: Sergej Lepke

Selbst wenn man getrost davon ausgehen darf, dass sich auch mancher unbelehrbare Dopingsünder auf die Zeitfahrstrecke am Rhein machen wird — der Radsport ist auf diesem Feld inzwischen deutlich weiter als manch andere Disziplin. Nirgends wurde über die vergangenen Jahre erfolgreicher kontrolliert als dort. Leichtathletik und auch manche Winter-Ausdauersportart lassen grüßen, vielleicht auch der Fußball.

In München haben sich Bürger gegen ein Winter-Olympia 2022 ausgesprochen, in Hamburg haben sie den Olympia-Planern für den Sommer 2024 einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Der stets gleiche Tenor: zu teuer, zu viel Doping, zu viele Funktionärsskandale, zu viel Terrorgefahr, zu viele andere Probleme. So wird der Sport zur Randerscheinung minimiert — und damit seinem wahren Stellenwert in unserer Gesellschaft schon lange nicht mehr gerecht. Düsseldorf kann auch diesbezüglich ein Vakuum füllen.

Wer miterlebt hat, wie die Fußball-WM 2006 (abseits der inzwischen aufgedeckten Affären) im eigenen Land weit über kalkulierbare Kosten oder Erträge hinaus nach innen und außen gewirkt hat, dürfte kaum bei jeder weiteren Chance auf ein Großereignis abwinken.

Sechs Millionen Euro Investment werden angesichts der großen Chance am Ende eine akzeptable Größe sein: 2017 nimmt keine Fußball-WM oder Europameisterschaft Aufmerksamkeit weg, auch Olympia ruht in jenem Jahr. Stattdessen wird die Tour das größte Sportereignis des Jahres sein — und Düsseldorf, das seit Jahren verzweifelt versucht, seinen Slogan „Sportstadt“ mit Inhalt zu füllen, in den internationalen Blickpunkt rücken.

Denn auch das darf man nicht unterschätzen: Während hierzulande dem Radsport noch immer große Skepsis entgegen schlägt, ist die Tour im Ausland (Südeuropa, USA) unvermindert der große Hit, drei Milliarden Zuschauer verfolgen via TV Sportler, Strecken und Landschaften — und dann eben auch Düsseldorf. Das Stadtmarketing darf sich die Hände reiben.

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