Meinung Flughafen Düsseldorf: Vor der Bruchlandung

Aus Sicht von Ministerpräsidentin Kraft und Düsseldorfs OB Geisel sah alles ganz einfach aus: Wer soll schon was dagegen haben, wenn der Flughafen der Landeshauptstadt den Namen seines langjährigen Landesvaters Johannes Rau bekommt?

Wenn Adenauer in Köln-Bonn, Brandt in Berlin, Rommel in Stuttgart, jetzt Schmidt in Hamburg und sogar der Zeit seines Lebens polarisierende Franz-Josef Strauß in München ohne großen Streit mit Airport-Namen geehrt werden konnten, dann wäre es doch gelacht, wenn das beim Versöhner „Bruder Johannes“ anders laufen sollte.

Doch es läuft anders. Zum einen haben sich Kraft und Geisel in ihrer eigenen Indiskretion verheddert. Einer von ihnen, vermutlich die Landesregierung, steckte die Sache einer Zeitung, bevor sie spruchreif war, bevor die Parteien (übrigens auch die SPD) zumindest informiert werden konnten. Viel schwerer als Polit-Taktierereien aber wiegt, dass der Namenszusatz Rau (mehr ist es ja gar nicht) offenkundig auch in der Bevölkerung umstritten ist. Viele Bürger finden eben nicht, dass es logisch ist, noch einen Flughafen nach einem Politiker zu benennen, weil das schon bei fünf anderen so war. Sie finden womöglich, dass Politiker nicht zu wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen, sondern eher zu viel. In der Tat hat man inhaltlich kein einziges plausibles Argument für einen Rau-Flughafen gehört.

Unterm Strich dürften Kraft und Geisel mit ihrem Plan eine Bruchlandung hinlegen. Sie ziehen ihren Vorschlag spätestens dann möglichst unauffällig zurück, wenn ihnen Christina Rau sagt, was sie von einem zähen Streit um das Andenken ihres Mannes hält: nichts.

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