Ruhr 2010: Die Macher jubeln

Die Kulturhauptstadt hat die Menschen ins Ruhrgebiet gebracht. Und was kommt nun?

Essen. Am 19. Juli 2010 morgens um 5 standen die Macher der Kulturhauptstadt selig und mit Bierflaschen in der Hand auf einer Essener Autobahnbrücke.

Ein ganzes Wochenende war die A40 für das Kulturhauptstadt-Straßenfest "Still-Leben" gesperrt. Es gab drei Millionen Besucher und Lob aus allen Richtungen - das war der Höhepunkt.

Eine Woche später geschah bei der Loveparade in Duisburg die Katastrophe. Nach dem Entsetzlichen fasste das Kulturfest nur schwer wieder Tritt.

Die Kulturhauptstadt im Ruhrgebiet mit ihrem Budget von rund 63 Millionen Euro hat den mutigen Plan bestätigt, erstmals eine ganze Region mit 53 oft zerstrittenen Kommunen gemeinsam antreten zu lassen.

Theater und Museen stimmten Konzepte ab und einigten sich auf einen Homer-Theaterzyklus. Die Konzerthäuser und Festivals setzten gemeinsam auf den Komponisten Hans Werner Henze, der eigens eine Oper komponierte.

Zehn Kommunen entlang des Rhein-Herne-Kanals organisierten einen "Kulturkanal" mit spektakulären Inszenierungen am Ufer. Die Städte entlang der A40 kooperierten zum Beispiel im Nahverkehr so eng miteinander wie nie zuvor.

Revierweites Singen und Schlangestehen bei der Impressionistenschau im Folkwang-Museum, gelbe Gasballons über alten Zechen und moderne Kunst in einer Ex-Brauerei, Märchenfestival und mittelalterliche Kirchenmusik: Das Festival stellte 300 Projekte und gut 5000 Veranstaltungen auf die Beine.

Zum Abschlussfest am 18. Dezember wird die 18 Meter hohe Herkules-Statue des Düsseldorfer Bildhauers Markus Lüpertz in der ehemaligen Gelsenkirchener Zeche Nordstern enthüllt.

Was bleibt? Die Bahnhöfe in Essen und Dortmund wurden renoviert, Dortmund, Hagen, Duisburg und Essen bekamen schönere Museen. Vor allem hat das Ruhrgebiet ein neues Image in den Köpfen der rund zehn Millionen Besucher (nach Liverpool 2008 ein neuer Rekord) verankert: Das einer quicklebendigen und grünen Region.

Auch 2011 soll es mit Projekten weitergehen. Fritz Pleitgen, Chef der Kulturhauptstadt, sagte, nach der Kunst könne dabei der Klimaschutz im Mittelpunkt stehen.

Das neue "Dekadenprojekt" solle wie die Kulturhauptstadt nach einer längeren Vorbereitungsphase in einem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen kulminieren, unter anderem einer neuerlichen Sperrung der A40.

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