Theater-Premiere in Düsseldorf: Auf dem Schlachtfeld der Liebe

Jürgen Gosch inszeniert „Was ihr wollt“ und sudelt diesmal mit Wasser und schwarzer Farbe.

<strong>Düsseldorf. Vor zwei Jahren inszenierte Jürgen Gosch "Macbeth" am Düsseldorfer Schauspielhaus mit vielen Nackten. Eine epochale Arbeit, die die Emotionen hochkochen ließ. Sie stieß eine Debatte über das sogenannte Ekeltheater an und wurde gleichzeitig zur Inszenierung des Jahres gewählt. Kein Wunder, dass die Erwartungen an seine nächste Shakespeare-Interpretation in Düsseldorf riesengroß waren. Doch "Was ihr wollt" ist zwar ein langer Theaterabend geworden, aber kein großer. Bühnenbildner Johannes Schütz hat einen goldenen Kasten auf die Vorderbühne gebaut, in dem die Schauspieler sich tummeln, wenn sie nicht - wie immer bei Gosch - in der ersten Reihe auf ihren Auftritt warten. Diesmal folgt keine Blut- und Exkrementeschlacht, sondern jede Menge Wasser und schwarze Farbe, die den goldenen Käfig und seine Bewohner zunehmend einsauen. "Schwarze Galle" der Intrige, die die Reinheit der Gefühle vergiftet? Nur die hingemetzelten Rosen für die Liebste leuchten noch auf diesem Schlachtfeld der vergeblichen Liebe.

Die vielen bunten Nebenfiguren bekommen Raum, sich zu entfalten

Denn Viola, die sich als Cesario verkleidet (eindrucksvoll androgyn: Katharina Lorenz), liebt den Herzog Orsino (Guntram Brattia), während dieser Olivia (Kathleen Morgeneyer) liebt, die wiederum ihr Herz an Cesario verliert. Bis sich dieser Liebesknoten löst, vergehen allerlei Irrungen und Wirrungen. Während dieser Haupthandlungsstrang etwas blass bleibt, gibt Gosch den bunten Nebenfiguren enormen Raum, sich zu entfalten. Vor allem der erste Teil des Abends bis zur Pause sprüht vor witzigen Ideen und komödiantischen Highlights. Als köstliches Duo infernale treiben der versoffene Sir Toby Belch (Michael Abendroth) und der tölpelhafte Sir Andrew (Matthias Leja mit Andy-Warhol-Perücke) ihre derben (Männer-)Späße. Doch der Grat zwischen Komik und Albernheit ist hier manchmal sehr schmal.

Für eine Glanzleistung sorgt Fritz Schwediwy als eitler Malvolio, der zum Ziel einer Intrige wird. Wie ein verliebter Gene Kelly tänzelt er mit Regenschirm über die Bühne und isst vor lauter Begeisterung gleich das Siegel des angeblichen Liebesbriefs seiner angebeteten Olivia. Szenenapplaus. Am Ende gibt es für ihn ein allerdings ernüchterndes Erwachen.

"Was ihr wollt": Herzog Orsino leidet an der unerwiderten Liebe zu Olivia, die in der Trauer um ihren Bruder zurückgezogen lebt. Olivia verliebt sich in Orsinos Gesandten Cesario, doch auch das ist vergebens, denn Cesario ist die verkleidete Viola, die heimlich ihr Herz an Orsino verloren hat.

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