Personalie: Willy Decker ist verliebt in die RuhrTriennale

Der Kölner Opernregisseur Willy Decker wird neuer Intendant des Festivals. Jürgen Flimm bleibt noch ein Jahr.

<strong>Düsseldorf. Willy Decker wird neuer Chef der RuhrTriennale. Diesen überraschenden Beschluss teilte am Mittwoch Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff den Journalisten mit. Kurz zuvor hatte der Aufsichtsrat der Kultur Ruhr GmbH der neuen Besetzung für die Jahre 2009 bis 2011 zugestimmt. Und auch eine andere Personalie wurde entschieden: Jürgen Flimm, bisheriger Leiter der RuhrTriennale, bleibt im Übergangsjahr 2008 künstlerischer Geschäftsführer des in alten Industriehallen des Ruhrgebiets angesiedelten Theaterfestivals. "Wir wollen 2008 im Sinne von Marie Zimmermann hinbekommen und einen Teil ihrer Pläne übernehmen", sagte Flimm, der ab diesem Jahr bereits die Salzburger Festspiele leitet. Zimmermann hatte sich in diesem Jahr das Leben genommen. Flimm wird gemeinsam mit den Übergangsleitungsteam das Programm für 2008 gestalten. Als "Liebesheirat" bezeichnete Willy Decker seine Bindung an die RuhrTriennale. Erst in zweiter Linie sei es eine "Vernunftehe". Der Opernregisseur hatte in diesem Jahr bei der RuhrTriennale das Oratorium "Le vin herbé" inszeniert und sich "Hals über Kopf verliebt. Nach der Premiere dachte ich, ich möchte nicht mehr zurück in die Guckkastenbühne", gesteht er. Die Begeisterung für die Räumlichkeiten und die Idee der RuhrTriennale nimmt man ihm sofort ab.

Deckers Füße sind "noch etwas klein für die großen Fußstapfen"

Leitungserfahrung hat der Regisseur und Honorarprofessor an der Hochschule für Musik in Berlin bisher noch nicht gesammelt, deshalb seien in Bezug auf seine Vorgänger seine "Füße auch noch etwas klein für die großen Fußstapfen", die Flimm und sein Vorgänger Gerard Mortier hinterlassen haben. Sie seien schließlich "Giganten des Intendantentums", sagte Decker ehrfürchtig. Er traue sich die Aufgabe aber zu, denn die RuhrTriennale sei schließlich etwas anders als ein Stadttheater. Eine Inszenierung will und soll der Regisseur selbst der RuhrTriennale beisteuern. Möglichst zur Eröffnung. Grosse-Brockhoff verriet, dass ihn Deckers Inszenierung von "Le Vin herbé" besonders berührt habe - "ausschlaggebend für die Entscheidung war sie aber nicht". Dass zunächst Johan Simons, der nun an die Münchner Kammerspiele geht, im Gespräch für die Leitungsposition war, aber abgesagt hatte, gibt Grosse-Brockhoff unumwunden zu.

Wo es inhaltlich hingeht, wird sich sicher noch im nächsten Jahr herausstellen. Deckers Vertrag beginnt am 1. Januar 2008, dann hat er Zeit, sich vorzubereiten. Bei ihm soll es in eine "existentiellere Richtung gehen" als bisher. Er könne sich die drei Jahre als "Dialoge mit den drei großen Weltreligionen Islam, Juden- und Christentum vorstellen".

Geboren 1950 in Köln

Ausbildung Studium Theater- und Musikwissenschaften, Philosophie sowie Gesang in Köln

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