Sommergastspiel: Porgy and Bess - South Carolina liegt diesmal am Rhein

Die Düsseldorfer Oper am Rhein präsentiert George Gershwins „Porgy and Bess“.

Düsseldorf. Liebe, Armut, Mord und Totschlag sind die Zutaten des Lebens in Catfish Row, einer Farbigen-Siedlung im amerikanischen Charleston. Der körperbehinderte Porgy verliebt sich in die attraktive Kriminellen-Braut Bess, was zu naheliegender Dramatik führt.

Der "Wolkenkratzer-Chopin" George Gershwin komponierte zu diesem Stoff in den 30er Jahren seine einzige Oper, ein umfangreiches, durchkomponiertes Werk vom Format des spätromantischen Musiktheaters. Nun ist die sogenannte "Originalinszenierung", die am New York Harlem Theatre entstand, auch im Düsseldorfer Opernhaus zu sehen. Bei der Premiere gab es stehende Ovationen.

Die aus den 1990er Jahren stammende Inszenierung der Regisseurin Baayork Lee, auf deren Grundlage der künstlerische Leiter und Dirigent William Barkhymer mit seinem Ensemble auf Tournee geht, kommt ganz ohne kühne Regie-Experimente aus. Man setzt auf die Atmosphäre der etwas romantisch verklärten Nachbildung des Originalschauplatzes in South Carolina um 1866.

Dies wirkt so beschaulich, als könne die giftige Mixtur aus "sex and crime" kein Wässerchen trüben. Gewaltszenen laufen ritualisiert ab wie beim Judo und sind so wenig verstörend wie Schattenboxen.

Gewiss besitzt die folkloristische Anmut ihren Reiz, auch nimmt die differenzierte Feinabstimmung von Licht-Regie, Choreografie und Personenführung für sich ein. Doch wiederholen sich die Gesten zuweilen. Wenn sich nun Bess zum dritten Mal in Porgys Arme schmiegt wie eine Perle in die Muschel oder wiederholt Hände einander ergreifen wollen und dafür langsam Distanzen überwinden, dehnt es sich.

Unterdessen punktet die Produktion mit Farbigkeit, Bewegung und witzigen Momenten. Allein Marjorie Wharton als korpulente ältere Mommy Maria, die resolut Rabauken zurechtweist, sorgt mit ihrer etwas schnatternden Stimme immer wieder für Heiterkeit.

Chauncey Packer gibt einen so widerlich grellen und geleckten Rauschgifthändler Sportin’ Life ab, dass er einem fast wieder sympathisch ist. Etwas blass dagegen wirkt Michael Redding als Crown, Bess’ erster, dem kriminellen Milieu entstammender Lebensgefährte. Dieser Crown erscheint nun wie der nette, sportliche Kumpel, der leider manchmal dumme Sachen macht.

Stimmlich und darstellerisch brillant ist Morenike Fadayomi als Bess. Ihr "Summertime" klingt irisierend. Auch gelingt ihr überzeugend die Verwandlung vom rauschgiftbenebelten Girlie im feuerroten Rüschenkleid zur liebenden, treuen Seele an Porgys Seite. Fadayomi gehört seit mehr als zehn Jahren zum Ensemble der Deutschen Oper am Rhein.

Terry Cook als Porgy beeindruckt durch starke Bühnenpräsenz und klangvollen Bariton. Diese Partie sang Cook bereits an der New Yorker Met, der Mailänder Scala, dem Fenice in Venedig und der Pariser Bastille-Oper.

Unter Barkhymer musiziert das Orchester des Harlem Theatre mit süffigem und expressivem Sound. Lyrisches leuchtet, Dramatisches schreckt auf. Man sollte sich die Chance nicht entgehen lassen, diese große und schillernde, aber selten aufgeführte Oper zu besuchen.

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