„Bayreuth soll einmalig bleiben“

Festspiele: Katharina Wagner sucht eine ganz neue Opern-Ästhetik.

Bayreuth. Die Bayreuther Festspielchefin Katharina Wagner sieht nach dem Tarifstreit mit den Bühnenarbeitern weitere finanzielle Forderungen auf die Richard-Wagner-Festspiele zukommen. "Klar, die Finanzierung wird schwieriger", sagte die neue Chefin in einem Gespräch kurz vor der Eröffnung der Festspiele am 25. Juli. "Auch der Chor und das Orchester wollen eine Anpassung erleben." Als Konsequenz sei eine Erhöhung der Kartenpreise nicht ausgeschlossen.

"Gute Arbeit will gutes Geld", sagte Wagner. Die Forderungen seien legitim. "Wir reden hier aber nicht von Spitzenverdiensten", unterstrich sie. "Bayreuth ist sehr sparsam." Um den Tarifstreit noch vor den Festspielen zu beenden, müsse der ausgehandelte Tarifvertrag nun rasch gebilligt werden. "Ein Streik wäre der worst case (das Schlimmste)".

Katharina (31) und ihre Halbschwester Eva Wagner-Pasquier (64) sind seit dem 1. September 2008 als Festspielleiterinnen im Amt. "Die Zusammenarbeit ist bisher gut gelaufen. Wir besprechen alles gemeinsam, eine strikte Arbeitsteilung gibt es nicht."

In diesem Jahr gibt es am 9. August erneut eine Live-Übertragung ("Tristan und Isolde") aus dem Festspielhaus auf den Bayreuther Volksfestplatz sowie einen Livestream im Internet. "Ich glaube schon, dass wir damit ein neues Publikum gewinnen", sagte Wagner. "Oper ist eine Randerscheinung in unserer Gesellschaft. Mit dem Public Viewing lenkt man das Interesse darauf, die Leute können auch nur ein paar Minuten bleiben, die Atmosphäre ist entspannter."

Die Festspielchefin sprach sich jedoch klar gegen die Übertragung in andere Städte oder in Kinosäle aus. "Die Exklusivität soll erhalten bleiben. Bayreuth ist einmalig und soll es bleiben." Die Urenkelin Richard Wagners räumte aber ein, dass es schwierig sei, in der Wagner-Pflege für Bayreuth die weltweit führende Rolle wieder zu gewinnen. "Wir haben massive Konkurrenz von kleinen Häusern bis zu den ganz großen."

In Bayreuth wollen die beiden Chefinnen "Interpretationen, die gut erarbeitet sind, die eine Aussage haben und eine Ästhetik, die man so noch nicht gesehen hat". "Diesen Anspruch haben wir gerade mit Blick auf 2013", unterstrich sie. Dann steht zum 200.Geburtstag Richard Wagners eine Neuinszenierung des Werks "Der Ring des Nibelungen" an. Den Regisseur könne sie noch nicht nennen. "Aber wir sind dran." Auch ein großer Teil der Besetzung stehe schon fest.

2013 sollen erstmals auch Frühwerke Richard Wagners während der Festspiele gezeigt werden. "Aber nicht im Festspielhaus", schränkte Wagner ein. Dies sei wegen der "Ring"-Neuinszenierung schon von den Proben her gar nicht möglich. Die Opern "Die Feen", "Das Liebesverbot" und "Rienzi" werden normalerweise in Bayreuth nicht gespielt. Wagner bekräftigte auch die geplante Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit der Festspiele durch unabhängige Wissenschaftler. "Es wäre schön, wenn bis 2013 Zwischenergebnisse vorliegen", sagte sie.

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