Sehnsucht nach Süd-Licht

Im Sommer ist die französische Provence eine einzige Festspiel-Landschaft. Picasso und Cézanne verzaubern zusätzlich.

Aix-en-Provence. Die Provence bietet Frankreichurlaubern und Kulturreisenden ein weitgefächertes Programm. In Aix-en-Provence, Avignon, Orange und umliegenden Orten hallen die Plätze, historischen Paläste, Kirchen und Theater von hochkarätigen Aufführungen wider. Klassisches steht neben Avantgarde, Opern und Konzerte wetteifern mit Schauspielen, Recitals und Chansonabenden, Installationen und Events ergänzen erlesene Ausstellungen.

Die mit Spannung erwartete "Götterdämmerung" schloss zur Eröffnung der Festspiele in Aix Wagners "Ring des Nibelungen" ab, mit dem Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker die Franzosen zu Begeisterungsstürmen hinrissen.

Rattle hat einen ganz eigenen Duktus der Wagnerinterpretation gefunden, der sich erfrischend abhebt von traditionsverhafteteren Dirigenten wie etwa Christian Thielemann. Die durch die Leitmotivik oft narrative und kommentierende Rolle des Orchesters verwandelt er in musikalisch-klangliche Farben, die dem dramatischen Geschehen eine neue Intensität und feinnervige Erotik verleihen.

Das römische Theater von Orange verwandelt sich im Sommer mit seinen 10.000 Plätzen zu einem suggestiven Ort grandioser Opernaufführungen. Die diesjährige "La Traviata" unter Myung-Whun Chung präsentierte mit Patrizia Ciofi eine Idealbesetzung der Violetta, die in Vittorio Grigolo einen ebenbürtigen Alfredo fand.

Mit Leichtigkeit erreichten ihre Stimmen auch die obersten Ränge und zogen das Publikum magisch in ihren Bann. "Cavalleria Rusticana" und "Der Bajazzo" unter Georges Prêtre werden aber dem 1. August erneut die Massen in die einzigartige Freilichtbühne locken.

Avignon widmet sich bis Ende Juli in erster Linie dem Sprechtheater. Der libanesisch-kanadische Autor Wajdi Mouawads erzielte bereits im Papstpalast Erfolge mit seinen elfstündigen Stück "Küstengebiet". Im Steinbruch von Boulbon rezitierte Jeanne Moreau einen zweitausend Jahre alten Text über den "Jüdischen Krieg" von Flavius Josephus. Doch auch viele Chansonabende und Ballettaufführungen stehen noch auf dem Programm.

Mit erlesener Qualität konfrontiert das Museum Granet in Aix Pablo Picasso und Paul Cézanne anhand von Arbeiten, die aus aller Welt zusammen getragen wurden. Einmal mehr kann man dort nachvollziehen, wie das Licht und die kreative Atmosphäre der Provence Künstler zu Höchstleistungen inspiriert haben.

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