Neue charmant servierte Garstigkeiten

Deutschlandpremiere für das Programm von Tina Teubner im Kom(m)ödchen.

Düsseldorf. "Am Ende zählt die Liebe, sonst nichts." So ironiefrei kann sie sein, tatsächlich. Ansonsten ist sie aber auch auf eine sympathische Weise politisch inkorrekt und manchmal sogar ein bisschen bösartig. Tina Teubner, Chansonette und Kabarettistin, brachte jetzt im Düsseldorfer Kom(m)ödchen ihr neues Programm "Aus dem Tagebuch meines Mannes" heraus. Ben Süverkrüp, Sohn des Liedermachers Dieter Süverkrüp, begleitete sie am Klavier. Das Publikum feierte die gelungene Premiere.

Zwölf Chansons gibt es zu hören, manchmal greift Teubner auch zur Geige, Ukulele oder gar zur singenden Säge. Ein Solo ist Süverkrüp vorbehalten, bei den Zwischentexten darf er Teubner in spielerische Dialoge verwickeln.

Immer wieder einmal zückt sie im Lauf des Abends ein schwarzes Büchlein. Ihre Überlegungen, ob sie denn nun ins Tagebuch ihres Mannes schauen dürfe oder nicht, bilden allerdings nur einen sehr dünnen roten Faden. Im zweiten Teil wird Teubner behaupten, sie habe es in der Pause gelesen - und was kam zum Vorschein? Banalitäten. Ministerin Ursula von der Leyen müsse das Tagebuch ihres Mannes hingegen erst gar nicht lesen, sie schreibe es ja eh mit ihm zusammen.

Auch Bundeskanzlerin Merkel muss sich Schelte gefallen lassen. Wird sie aber noch geradezu liebevoll als verkniffen parodiert, wird Christiane Hörbiger als "Wiener Schauspielerinnen-schabracke" ordentlich durch den Kakao gezogen. Mangel an Selbstzweifel und Eitelkeit sind Teubner offenbar ein Dorn im Auge.

Von uneitler Souveränität hingegen ist ihr eigenes Auftreten. Ihre Garstigkeiten serviert Teubner so charmant, dass man schon schmunzelt, bevor einem die volle Boshaftigkeit aufgeht, und dann ist es eh zu spät.

Und worum geht es nun in ihrem neuen Programm? Schon auch um den Mann beziehungsweise um das Unglück und Glück von Beziehungen, vor allem aber auch um die eigene Fähigkeit zum Glück. Dass die Liebe der Liebe nicht entbehren darf, das sei ihr dann doch noch aufgefallen. Und obendrein, dass stille Wasser manchmal tief gründen mögen, aber verschlossene Schränke auch oft leer sind.

Und es geht um die eigenen Fehler und Fähigkeiten. Dabei bekennt sich Teubner so pointiert zur Normalität, dass man sie schon fast für die Ausnahme halten kann. Gutmenschen ("Engel") gehören für sie jedenfalls "auf die Couch", außerdem sei sie zu alt, um ihr Leben "mit Ausdauersport und schlechtem Rotwein zu verplempern". Da wird einem doch sofort auch wieder die eigene Trägheit sympathisch. Teubner gelingt Kabarett, das ohne Polarisierung auskommt: Zufrieden lächelnd verlässt man den Saal.

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