NRW wird zum Musical-Motor

Musical- Macher Maik Klokow will in Köln ein neues Haus bauen und in Düsseldorf Stoffe für den internationalen Markt entwickeln.

Düsseldorf. Die Nachricht schlug in der Musical-Szene ein wie eine Bombe: Als Maik Klokow vor einem Jahr vom Branchen-Riesen Stage Entertainment zur Unternehmensgruppe von Thomas Krauth (Starlight Express, Bochum; Musical Dome, Köln; Capitol Theater, Düsseldorf) wechselte, klang das für viele wie ein Sprung von Goliath zu David. Jetzt kündigt der 44-Jährige den nächsten Paukenschlag an: David soll zu Goliath werden - was die Entwicklung neuer Musical-Stoffe betrifft.

"Düsseldorf wird unsere Kreativschmiede": Klokow sagt es mit Selbstbewusstsein, internationalen Kontakten und mit Blick auf die neue Unternehmensphilosophie. Der Geschäftsführer sieht sich (nicht nur) als Produzent - er will in Nordrhein-Westfalen vor allem Stoffe entwickeln, die weltweit die Säle füllen. Eine zentrale Rolle soll Düsseldorf spielen. "Hier werden Ideen entwickelt, rechtlich gesichert und mit Lizenz verkauft." Mit anderen Worten: Bevor die neuen Tarzans, Vampire oder Opern-Phantome in aller Welt für Emotionen sorgen, werden sie am Rhein "geboren".

Noch sind die Stoffe und Figuren, an denen schon im Düsseldorfer Capitol-Theater gefeilt wird, streng geheim. Eines jedoch ist ein offenes Geheimnis: Gearbeitet wird vor allem an deutschen Themen, die international vermarktet werden können. So wie das Udo-Jürgens-Musical ("Ich war noch niemals in New York"), das Klokow noch für seinen alten Arbeitgeber in Hamburg auf die Bühne brachte. "Wir wollten ein deutsches ,Mamma Mia’ kreieren. Das ist uns gelungen." Die Gute-Laune-Show geht bald nach Japan, in die Schweiz und nach Österreich.

Große Pläne hat Klokow auch für den Standort am Dom: "Wir wollen in Köln bleiben." Dafür sucht die Unternehmensgruppe eine langfristige Perspektive. Der Musical Dome - eine mobile Bühne - soll durch ein echtes Musical-Theater ersetzt werden. Am liebsten am gleichen Standort in der Nähe von Dom und Bahnhof. Es werden aber offenbar auch Gespräche über alternative Standorte geführt.

Klokow ist bekannt dafür, dass er neue Standards setzt. Bevor er den Marktführer Stage Entertainment verließ, war in der Gerüchteküche heiß spekuliert worden: In Branchenkreisen hieß es, dass es zwischen dem holländischen Stage-Boss Joop van den Ende, der als knallharter Kaufmann gilt, und Klokow zuletzt zu viele Differenzen über Stückauswahl und Sparmaßnahmen gegeben habe.

Am Rhein hat er nun offensichtlich ein neues Domizil für Experimente gefunden. Warum hier? "Düsseldorf ist in der Welt ein Name, eine Intellektuellen- und Kapital-Metropole." Denn Kapital braucht er. "Eigenproduktionen sind natürlich ein höheres Risiko", betont Klokow. "Da fängt man bei Null an." Bis die erste Vorstellung über die Bühne geht, koste eine Neu-Produktion rund vier bis fünf Millionen Euro. Auszahlen soll sie sich dann aber über die Stadtgrenze hinaus: "NRW kann ein Musical-Motor werden", hofft Klokow.

Die Region überzeuge schon jetzt durch Vielfalt. Neben dem Dauerbrenner "Starlight-Express" (Bochum) und deutschsprachigen Erstaufführungen wie "Spamalot" (Köln) ist auch der Musical-Riese Stage Entertainment in NRW gut vertreten: in Essen ("Ich will Spaß!") und Oberhausen ("Tanz der Vampire"). Dabei nähmen Musical-Touristen Rhein und Ruhr durchaus als eine Region wahr: "Wer den ,Starlight Express’ sieht, besucht gerne noch den Kölner Dom oder geht in Düsseldorf shoppen."

Grund genug, um weiter die Fühler auszustrecken: "Unsere Gruppe ist daran interessiert, weitere Häuser zu betreiben - in NRW, Hamburg und München." Klokow glaubt an die "belebte Musical-Szene" in NRW. "Es gibt hier keine Überkapazität an Theatern. Es kommt auf das Programm an. Wenn der Mix richtig ist, kann es funktionieren", meint der 44-Jährige, der auch sagt: "Ich bin in erster Linie Unternehmer, in zweiter Musical-Liebhaber."

Weil aus Österreich Geld floss, ist die deutsche Erstaufführung des Broadway-Hits "Spring Awakening" deshalb nun doch nicht zuerst in Düsseldorf, sondern in Wien zu sehen. "Dort galt es eine Lücke von zwölf Wochen zu füllen", sagt Klokow. "Wir überlegen noch, ob und wann wir es nach Düsseldorf bringen." Bis dahin wird das Capitol Theater mit Gast-Produktionen bespielt. Spätestens Ende 2010 soll aber eine eigene große Produktion Premiere feiern. Vorbereitet wird sie schon. Denn: "Ein gutes Musical braucht 36Monate von der ersten Idee bis zur Premiere."

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