Spanien: Touristenboom ist teuer erkauft

Rabattaktionen und ein Überangebot an Hotels drücken die Gewinne.

Madrid. Die Hotels auf Mallorca und an der Costa Brava sind fast ausgebucht, an den Badestränden drängeln sich die Urlauber. In den spanischen Feriengebieten ist es beinahe wieder so wie in der guten Zeit vor der Wirtschaftskrise. Die Touristen, die dem Ferienland vor einem Jahr den Rücken gekehrt hatten, haben Spanien in diesem Sommer wiederentdeckt.

Im Juli stieg die Zahl der ausländischen Urlauber in Spanien im Vergleich zu Juli 2009 um 4,5 Prozent auf sieben Millionen. Mallorca und die anderen Balearen feierten nach dem Krisen-Sommer 2009 ein besonders spektakuläres Comeback. Dort wurden im Juli 1,7 Millionen Touristen gezählt - 9,2 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Dennoch brechen die Hoteliers, Restaurantbesitzer oder Andenkenverkäufer nicht in Jubel aus. Sie erkauften den Zustrom mit erheblichen Preisnachlässen und Sonderrabatten. "Es fehlt uns nicht an Gästen, aber es kommt weniger Geld in die Kassen", sagte Joan Antoni Padró vom Hotelier-Verband. Die Zimmerpreise liegen deutlich unter dem Vorjahresniveau.

Vor einem Jahr hatte der Tourismus in Spanien den schlimmsten Einbruch seiner Geschichte erlebt. Die Urlauberzahl ging um 8,7 Prozent auf 52 Millionen und damit den Stand von 2003 zurück.

Die Spanier waren es bis dahin gewohnt gewesen, dass die Touristenzahlen Jahr für Jahr auf Rekordwerte stiegen. Zeitweise war Spanien hinter Frankreich sogar zum zweitwichtigsten Reiseland der Welt aufgestiegen. Den zweiten Platz musste das Land aber an die USA abtreten.

In diesem Sommer konnte der Tourismus den Abwärtstrend umkehren. Er ist mit einem Anteil von gut zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts der wichtigste Sektor des Landes und nach dem Zusammenbruch des Baubooms der einzige funktionierende Motor der Wirtschaft.

Allerdings weist die Branche strukturelle Schwächen auf. "Wir haben ein Überangebot an Hotelzimmern", sagt José Luis Zoreda, Vizepräsident der Tourismus-Lobby Exceltur. "Trotz der Krise öffneten seit Jahresbeginn 100 neue Herbergen ihre Tore. Das drückt auf die Preise."

Zudem halten Experten die Formel "sol y playa" (Sonne und Strand) für überholt. Badeferien werden in Ländern wie der Türkei oder Kroatien zu Preisen angeboten, mit denen Spanien kaum konkurrieren kann. Mit der Überwindung der "Monokultur" des Badetourismus tun die Spanier sich indes schwer.

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