Europas Neuer für die Langstrecke

Dienstag beginnt Airbus mit dem Bau des Jets A350 in seinen deutschen Werken.

Stade/Paris. Europas neuer Hoffnungsträger nimmt Gestalt an: Zwei Jahre vor dem geplanten Erstflug seines neuen High-Tech-Jets A350 startet Airbus am Dienstag in Deutschland die Produktion der ersten Bauteile. Ein wichtiger Meilenstein, denn nach der A380 und der A400M ist die neue Flugzeugfamilie für Airbus das wichtigste Projekt.

Es geht um eine neue Generation von Langstreckenfliegern. 2013 soll die A350 an den ersten Kunden gehen. Ein ehrgeiziger Zeitplan, zeigen die jüngsten Verzögerungen des Boeing-Konkurrenzprodukts 787 die Risiken eines solch komplexen Flugzeugs.

Mit dem enormen Aufwand von rund zehn Milliarden Euro stemmt Airbus das A350-Projekt - diesmal darf nichts schiefgehen; Kabelprobleme, wie sie einst beim doppelstöckigen A380 auftraten, darf es nicht mehr geben. Das Produktionsdebakel führte zu Milliardenverlusten; Aktionäre klagten, Abnehmer forderten Schadenersatz. Seitdem hat sich bei Airbus viel geändert, auch die Führung ist neu. "Wir haben Lehren daraus gezogen", heißt es im größten deutschen Airbus-Werk in Hamburg.

Doch nun drängt die Zeit. Nach dem Fiasko um den Militärtransporter A400M geht es für Airbus im Wettrennen mit dem Erzrivalen Boeing um den Anschluss an die Zukunft. Auf dem Spiel steht nicht weniger als die technologische Glaubwürdigkeit der europäischen Flugzeugbauindustrie. Denn der ewige Rivale Boeing ist mit dem Konkurrenzmodell 787 "Dreamliner", wenn auch stark verzögert, bereits auf der Startbahn.

Airbus selbst schätzt für die kommenden 20 Jahre den Bedarf für diese neue Verkehrsflugzeuggeneration auf rund 5.800 Maschinen. Das Unternehmen hat schon 528 Festaufträge für die A350 verbuchen können; doch Boeing liegt bereits bei mehr als 840 Aufträgen für seinen "Dreamliner", der mit dreijähriger Verspätung nun voraussichtlich im Februar 2011 ausgeliefert werden soll.

Mit viel Geld und unter hohem Zeitdruck wurden die deutschen Airbus-Werke in Hamburg, Stade und Bremen für die A350-Fertigung aufgerüstet. Der Betriebsrat bei Airbus spricht von einem Schub für die deutschen Werke. Besonders sichtbar sei das in Stade. Dort werden die Seitenleitwerke gebaut sowie einige Rumpfschalen und die oberen Flügelschalen, mit 33 Metern Länge die größten Kohlefaserbauteile. Längst ist man auf Kohlenstofffaser-Werkstoffe spezialisiert. In anderen Werken müsse man erst von Aluminium auf das neue Material umstellen.

www.wz-newsline.de, www.solinger-tageblatt.de, www.rga-online.de

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