Bahn zahlt an Hitze-Opfer

Konzern hat ICE-Fahrgästen schon 2,3 Millionen Euro gezahlt – im Schnitt sind das 117 Euro.

Berlin. Nach dem Klimaanlagen-Chaos in ihren Fernzügen während der hochsommerlichen Hitzewelle zeigt sich die Bahn kulant. Und die versprochene Wiedergutmachung für durchgeschwitzte Fahrgäste wird für den bundeseigenen Konzern ziemlich teuer.

Inzwischen haben rund 23.000 hitzegeplagte Kunden Entschädigungen im Wert von 2,7 Millionen Euro erhalten, wie eine Bahn-Sprecherin in Berlin sagte. Dabei ist die Bearbeitung der Anträge noch nicht erledigt. Im Schnitt sind das 117 Euro pro betroffenen Kunden.

Um Technikprobleme unter Kontrolle zu bekommen und bei Störungen klarer zu informieren, will Bahnchef Rüdiger Grube im September weitere Maßnahmen präsentieren.

Binnen weniger Tage waren Anfang Juli bei Temperaturen von weit über 30 Grad Klimaanlagen in gut 50 Fernzügen ausgefallen - teils komplett, teils nur in einzelnen Wagen. In einem dramatischen Fall musste ein ICE in Bielefeld gestoppt werden, in dem mehrere Schüler kollabierten. Pannen gab es vor allem bei älteren ICE der ersten und zweiten Generation.

Deren Kühlung bringt nur bei Außentemperaturen bis etwa 32 Grad die volle Leistung. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, wurden Wagen zeitweise nicht so stark abgekühlt. Nach dem 14. Juli gab es nur noch sehr vereinzelte Kühlungsdefekte.

Um Vertrauen zurückzugewinnen, hatte der Vorstand entschieden, Reisenden mit Gesundheitsproblemen wegen aufgeheizter Züge 500 Euro Schmerzensgeld zu zahlen. Außerdem sollten diese Hitzeopfer das Anderthalbfache des Fahrpreises als Gutschein zurückbekommen, andere Betroffene die Hälfte.

Die Pannen hatten der Bahn massive Kritik eingebracht, nachdem es bereits im Winter zu Zugausfällen gekommen war. Im September will Grube daher weitere Schritte einer "Kunden- und Qualitätsoffensive" vorstellen. Damit soll verhindert werden, dass die ICE-Technik bei extremem Wetter erneut so störanfällig ist.

Im November beginnt eine Generalüberholung der 44 ICE-2-Züge, die bis 2013 abgeschlossen sein soll. Dabei wird geprüft, ob auch Energieversorgung und Klimaanlagen überarbeitet werden sollten. Wegen zusätzlicher Achs-Überprüfungen sind kaum ICE-Reservezüge einsetzbar.

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