EU-China-Gipfel: Europäer werben um Vertrauen

Peking (dpa) - China und Europa wollen ihre Zusammenarbeit vertiefen. Zum Auftakt des EU-China-Gipfels am Dienstag in Peking unterstrichen beide Seiten die Bedeutung einer engeren Kooperation.

Im Mittelpunkt der Beratungen zwischen EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und Kommissionspräsident José Manuel Barroso mit Chinas Regierungschef Wen Jiabao in der Großen Halle des Volkes stand die europäische Schuldenkrise.

„Als zwei große Wirtschaftspartner teilen die Europäische Union und China die Verantwortung, die Herausforderungen unserer Zeit anzupacken“, sagte Van Rompuy. In einem Kommentar sprach die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua von einem „Signal an den Rest der Welt, dass sich China und Europa Hand in Hand der Krise stellen“. Die europäische Schuldenkrise hebe die Bedeutung der Kooperation noch hervor.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte: „Wir stehen vor gemeinsamen Herausforderungen, und die Welt braucht kooperative und verantwortliche Partnerschaften, um sie zu bewältigen.“ Die europäische Seite will vor allem um Vertrauen werben, dass die Europäer ihre Krise auch meistern können. Auch gibt es Hoffnung, dass der Gipfel vielleicht klären kann, wie eine stärkere Beteiligung Chinas an der Stabilisierung der Euro-Zone konkret aussehen könnte.

Bei dem Besuch von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor knapp zwei Wochen in Peking hatte Wen Jiabao deutlich gemacht, dass sein Land nicht nur an Unterstützung über den Internationalen Währungsfonds (IWF) denkt, sondern auch direkt eine stärkere Beteiligung am europäischen Rettungsschirm EFSF und seinem Nachfolger ESM erwägt.

Das chinesische Außenministerium unterstrich, dass die Krise in Europa, dem wichtigsten Absatzmarkt für chinesische Ausfuhren, auch die chinesische Wirtschaft beeinflusse. Doch komme es vor allem auf die Anstrengungen der Europäer an, ihre Wirtschaft stabil zu halten. Chinesische Experten dämpften auch Hoffnungen auf schnelle Hilfe. Die Anlage der chinesischen Devisenreserven sei im Volk ein heikles Thema. Chinas Regierung müsse deswegen vorsichtig vorgehen, sagte Xing Hua vom Institut für Internationale Beziehungen in Peking.

Das Treffen holt den ursprünglich im Oktober geplanten Gipfel nach, der wegen der Schuldenkrise kurzfristig abgesagt werden musste. Weitere Themen des Gipfels und eines parallel laufenden Treffens von Unternehmensführern beider Seiten sind der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen, die Klagen europäischer Firmen in China über mangelnden Marktzugang und ungleiche Behandlung.

In den politischen Gesprächen sollte es auch um den Atomstreit mit dem Iran und den europäischen Ölboykott, die Lage in Syrien, die Entwicklungen nach dem Machtwechsel in Nordkorea und den Reformen in Birma gehen. Auch wollen sich beide im Vorfeld des Gipfels der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im Juni in Mexiko abstimmen.

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