Meinung : Chinas Charme-Offensive ist schon bemerkenswert
Ein Batteriezellen-Werk in Thüringen, Wiederaufnahme der Importe von deutschem Geflügel und jede Menge diplomatische Artigkeiten. Chinas Charme-Offensive in Richtung Berlin ist schon bemerkenswert.
Und für Angela Merkel sicher auch ein politischer Lichtblick nach all den schrillen Tönen aus Washington und deftigen Zumutungen aus München. Aber es geht natürlich nicht darum, eine geschwächte Kanzlerin glücklich zu machen. Es geht um handfeste chinesische Machtinteressen. Und auch darum, sich europäisch nicht auseinanderdividieren zu lassen.
Seit sich Peking mit Zöllen „Made in USA“ konfrontiert sieht, sucht es nach neuen Verbündeten. Da trifft es sich gut, dass der fernöstliche Riese inzwischen zum größten Handelspartner Deutschlands aufgestiegen ist. Vor diesem Hintergrund gibt es viele gemeinsame Interessen — aber auch weiter fundamentale Unterschiede.
Unfreiwillige Technologietransfers, Diebstahl geistigen Eigentums und ein Marktzugang mit vielen Hindernissen gehören gewissermaßen zum Handwerkszeug chinesischer Handelspolitik. Hinzu kommen Behördenwillkür und ein politisches System, in dem nicht die Stärke des Rechts zählt, sondern das Recht des Stärkeren. Und der Stärkere ist im Zweifel immer die kommunistische Partei Chinas. Auch deutsche Firmen bekommen das natürlich zu spüren. Zwar gibt es Fortschritte, aber von einem freien Handel, als dessen Gralshüter sich Peking neuerdings rühmt, ist man noch Lichtjahre entfernt.