Der späte Sieg des Leo Kirch

Zehn Jahre dauerte die juristische Auseinandersetzung zwischen dem Medienmogul und der Deutschen Bank.

München. Leo Kirch hatte den Kampf bis auf sein Sterbebett geführt. Er wollte Geld, viel Geld. Um Milliarden ging es in der Klagewelle des abgestürzten Medienmoguls gegen die Deutsche Bank und deren einstigen Chef Rolf Breuer.

Sieben Monate nach dem Tod Kirchs ist das letzte Kapitel aus dessen wechselvoller Karriere geschlossen. Kirchs Erben und die Deutsche Bank schlossen einen Vergleich. Danach müsste die Bank rund 800 Millionen Euro zahlen, eine Hälfte laut „Handelsblatt“ an den Insolvenzverwalter, die andere Hälfte an die Erben.

Kirch war eine der bedeutendsten Figuren des deutschen Privatfernsehens, zu seinem Konzern zählten die Sender ProSieben und Sat.1 sowie der inzwischen in Sky umbenannte Bezahlsender Premiere. Die hohen Verluste von Premiere hatten Kirch schon schwer in Bedrängnis gebracht, als Breuer sich vor zehn Jahren zu einem verhängnisvollen Satz hinreißen ließ: „Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen“, sagte Breuer im Februar 2002 (siehe Kasten).

Tatsächlich erhielt Kirch bald darauf kein Geld mehr von den Banken, sein Konzern musste im April 2002 Insolvenz anmelden. Für Kirch war Breuers Aussage dafür der Auslöser: „Das war keine unbedachte Äußerung. So einen gedrechselten Satz sagt man nicht einfach so. Das war abgestimmt, mit Anwälten durchgesprochen“, so Kirch.

In einem „Spiegel“-Interview beschrieb es es drastisch so: „Das Interview war meine Schlachtung“, sagte Kirch im Jahr 2005. „Erschossen hat mich der Rolf.“ Was sich ein bisschen wie die Verschwörungstheorie eines verbitterten Pleitiers anhört, fand im Grundsatz auch vor Gericht Zustimmung.

Anfang 2006 befand der Bundesgerichtshof, dass Breuer mit dem Interview seine Pflichten als Vorstandschef einer Bank verletzt hat. Dieses Urteil nahm Kirch als Grundlage für eine Reihe von Schadenersatzklagen, mit denen er die Deutsche Bank überzog. Vor allem in dem Rechtsstreit, der nun beigelegt wurde, hatte er Aussicht auf Erfolg. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Richter einen Vergleich über 775 Millionen Euro angeregt.

Zu Lebzeiten Kirchs war eine gütliche Einigung aber unmöglich. Trotz eines miserablen Gesundheitszustands sagte der 84-jährige Kirch wenige Monate vor seinem Tod noch einmal aus, um für seine Sache zu streiten. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt.

Nach dem Tode Kirchs ging das Verfahren zwar weiter. Zuletzt allerdings verstärkten sich die Anzeichen, dass eine gütliche Einigung in einem der größten deutschen Wirtschaftsprozesse möglich sein würde. Vor allem der Ende Mai scheidende Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann wollte seine Nachfolger vor seinem Ausscheiden von dem Rechtsstreit befreien.

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