DHB-Männer mutig, quicklebendig und vital zur EM

Kiel (dpa) - Handball-Nationalspieler Paul Drux erlaubte sich ein Fazit mit Augenzwinkern. „Es ist schön, mal in Kiel zu gewinnen“, sagte der Akteur von den Füchsen Berlin.

DHB-Männer mutig, quicklebendig und vital zur EM
Foto: dpa

Wenn der Rückraumspieler in der Bundesliga zum Gastspiel beim THW Kiel aufläuft, gab es für den 20-Jährigen bislang nichts zu holen. Ganz anders mit der Nationalmannschaft, als zum Abschluss der EM-Qualifikation Österreich mit 31:29 (14:13) bezwungen wurde.

Für die deutschen Handballer endete damit die Saison nicht nur wegen der Aussicht auf den nahen Urlaub in Hochstimmung: Die Teilnahme an der Europameisterschaft im Januar in Polen stand schon vor dem Spiel gegen Österreich fest, durch den siebten Platz bei der WM in Katar spielt das Team im April auch noch um das Olympia-Ticket. „Erstmal bin ich unglaublich glücklich und stolz, dass ich diese Aufgabe beim DHB habe. Und ich bin zufrieden mit unserem ersten Jahr und hoffe, dass wir noch einmal etwas drauflegen können“, sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson.

Unter ihm gab es in zehn Monaten 15 Siege in 22 Spielen und nur fünf Niederlagen. „Ich glaube, dass wir mit der Mannschaft einen riesen Fortschritt gemacht haben. Das ganze Umfeld hat sich neu aufgestellt, ist ein bisschen professioneller geworden“, meinte Teammanager Oliver Roggisch. Am Freitag werden in Krakau die Vorrundengruppen für die EM vom 15. bis 31. Januar ausgelost. „Ich bin zufrieden mit der Qualifikation und freue mich auf die EM“, sagte der Bundestrainer.

Mit Sigurdsson kam der Umschwung. Seit 1. September ist er als Nachfolger des glücklosen Martin Heuberger im Amt und hat die Nationalmannschaft nach drei sportlich verpassten Großereignissen (Olympia 2012, EM 2014, WM 2015) wiederbelebt. Er unterzog das seinerzeit verunsicherte Team einer permanenten Verjüngungskur, peppte seinen Truppe mit unbekannten Spielern wie Jens Schöngarth, Niclas Pieczkowski oder Yves Kunkel auf. 23,75 Jahre betrug das Durchschnittsalter der Mannschaft in Kiel. „Dagur ist ein mutiger Trainer“, sagte Roggisch.

Das bewies der 42-Jährige auch noch einmal gegen Österreich. Neben Kapitän Uwe Gensheimer sowie den Torhütern Silvio Heinevetter und Carsten Lichtlein verzichtete er auf Steffen Weinhold im rechten Rückraum. Prompt spielte der 21-jährige Fabian Wiede groß auf und warf acht Tore. Der Auftritt seines Zöglings von den Füchsen Berlin, die Sigurdsson in seiner Doppelrolle als Bundes- und Bundesliga-Trainer zum EHF-Pokal geführt hatte, weckte bei ihm fast väterlichen Stolz: „Da hat es sich ein bisschen ausgezahlt, dass Steffen Weinhold nicht dabei war. Und dann kriegt man so ein Spiel von meinem Jungen. Das tut uns gut.“

Die Nationalmannschaft hat unter seiner Regie einen neuen Stil gefunden: quicklebendig, vital, tatendurstig und variabel in der Spielanlage. „Wie man sieht, baut er auf die jungen Spieler. Er weiß, wie man mit ihnen umgeht. Das hilft dem deutschen Handball unheimlich, um eine neue Generation oben ran zu bringen“, sagte Wiede.

Nicht weniger enthusiastisch urteilte Patrick Wiencek, der in „seiner“ Halle erstmals als DHB-Kapitän auflaufen durfte. „Ich denke mal, das Gerüst steht für die kommenden Jahre. Vielleicht kann man da irgendwann einmal was erwarten“, sagte der Kreisläufer, „wir haben viele junge Spieler, die schon die ganze Qualifikation über einen guten Job gemacht haben. Von daher glaube ich, muss sich der deutsche Handball nicht mehr verstecken.“

Dagur Sigurdsson wird sich in gut einer Woche erstmal mit seiner Familie in den Urlaub nach Island zurückziehen und den Handball eine Zeit lang sein lassen. Schon jetzt aber weiß er, wie es in der nächsten Spielzeit weitergehen wird. „Zu 99 Prozent muss ich mich um diese Mannschaft kümmern und schauen, dass wir Stück für Stück besser werden.“

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