Handball-Frauen glauben an „Wunder von der Wolga“

Astrachan (dpa) - Durchhalteparolen, Glaubensbekenntnisse, Mutmacher: Mit geradezu entwaffnender Zuversicht gehen die deutschen Handballerinnen gegen Russland in ihr Alles-oder-Nichts-Spiel um die WM.

Handball-Frauen glauben an „Wunder von der Wolga“
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Nach der 20:22-Niederlage am vorigen Sonntag in Dessau-Roßlau müssen Bundestrainer Jakob Vestergaard und seine Frauen an diesem Samstag (16.00 Uhr) in Astrachan das „Wunder von der Wolga“ vollbringen. Nur ein Sieg im Playoff-Rückspiel verhindert das Aus für das WM-Turnier im Dezember in Vestergaards Heimatland Dänemark.

„Ich liebe diese Art von Spielen. Ich mag diese Atmosphäre. Ich fühle den Druck. Und das heißt, dass wir eine Chance haben. Wenn ich keinen Druck spüren würde, wäre es langweilig“, erklärte der Bundestrainer. Vorbild für den Kraftakt sind die Niederlande. Auf dem Weg zur WM 2013 in Serbien verlor das Team zu Hause mit 26:27 gegen Russland, deklassierte den Rekord-Weltmeister aber in Rostow am Don mit 33:21.

„Das war erst die erste Halbzeit“, sagte Teammanagerin Grit Jurack. Mit der Gelassenheit einer Rekord-Nationalspielerin und -Torjägerin erinnerten sie und ihr damaliger Trainer Vestergaard daran, dass sie im Champions-League-Finale 2009 mit Viborg HK in eigener Halle mit 24:26 verloren hatten, sich durch einen 26:23-Erfolg im ungarischen Veszprem gegen Györ dennoch die Trophäe sicherten. „Wir haben noch alles in der Hand und werden das ziehen“, versicherte Kreisläuferin Anja Althaus, die damals ebenfalls in Viborg spielte.

Eines wollen Spielerinnen, Trainer und Verbandsobere auf jeden Fall vermeiden: Noch einmal für eine WM-Teilnahme auf eine Wildcard des Weltverbandes IHF angewiesen zu sein, wie die Männer zu Jahresbeginn. „Wir haben von Jakob Vestergaard eine hohe Meinung und sind alle sehr zuversichtlich“, betonte Bob Hanning, Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Handballbund (DHB).

„Es ist nicht mehr wie vor zehn Jahren, als es unwahrscheinlich war, auswärts zu gewinnen. Deswegen stehen unsere Chancen 50:50 mit einem leichten Vorteil für Russland“, erklärte der Bundestrainer. Neben den statistischen Mutmachern vertraut der Däne auf den Lerneffekt. Noch einmal wollen sie sich nicht von der 4:2-Deckung der Russinnen überrumpeln lassen. „Wir wissen jetzt, was wir spielen müssen“, versicherte Grit Jurack.

Zudem wird wohl Kerstin Wohlbold statt Nina Wörz im Angriff beginnen, nachdem sie in Dessau nach ihrer Einwechslung dem deutschen Spiel merklich Schwung verliehen hatte. „Kerstin hat ein tolles Spiel gemacht, als sie reinkam. Wir haben schneller gespielt. Dadurch gab es mehr Platz für den Rückraum“, lobte Vestergaard. Große Hoffnungen ruhen überdies auf Rückraumspielerin Shenia Minevskaja, die wegen einer Sprunggelenksblessur zuletzt gefehlt hatte.

Obendrein fühlen sich die deutschen Spielerinnen durch die nur 22 Gegentore und die Auswärtstorregel, wonach ihnen bereits ein 23:21-Erfolg für die WM-Teilnahme genügt, in ihrem Optimismus bestärkt. „Wir werden nichts herschenken. Wir brauchen im Rückspiel nur unsere Chancen zu nutzen, um zu gewinnen und uns das Ticket für die WM zu holen“, verkündete Kerstin Wohlbold.

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