Spobis 2018 Warum Hoeneß so rücksichtslos um Heynckes kämpft

Der Präsident des FC Bayern betont in Düsseldorf, dass er den Trainer über den Sommer hinaus halten will - ohne Alternative. Das hat mit der Vergangenheit der beiden zu tun.

 Uli Hoeneß (Mitte) sprach am Dienstag beim Spobis-Kongress auch über Jupp Heynckes.

Uli Hoeneß (Mitte) sprach am Dienstag beim Spobis-Kongress auch über Jupp Heynckes.

Foto: Olaf Kupfer

Düsseldorf. Als Uli Hoeneß im März 2016 gerade zwei Wochen aus der Haft entlassen war, hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt in Mönchengladbach. Jupp Heynckes erhielt seinerzeit den goldenen Ehrenring der Stadt am Niederrhein, und Heynckes-Freund Hoeneß hielt im Rathaus im Beisein von Bürgermeister Hans Wilhelm Reiners (CDU) die Laudatio. Er habe, sagte Hoeneß vor fast zwei Jahren pathetisch, in seinem Leben einen großen Fehler gemacht. „Das war, als ich einer Trennung von Jupp in seiner ersten Amtszeit als Trainer beim FC Bayern zu schnell zugestimmt habe.“ Anschließend habe man zusammen im Hoeneß-Heim in Ottobrunn geheult und schließlich stellte Hoeneß Sören Lerby als Heynckes-Nachfolger vor. Es blieb aber nicht bei einer einzigen Enttäuschung für den heute 72 Jahre alten Heynckes. Als Hoeneß sich nämlich in die Idee verrannt habe, den Trainer Pep Guardiola zu holen, obwohl Heynckes selbst über seinen Abschied noch gar nicht öffentlich gesprochen hatte. „Du warst sauer, verständlicherweise. Aber dann hast du dir gesagt: Den Idioten zeige ich es jetzt.“ Es folgte das Titel-Triple der Bayern. Und ein durchaus verletzter Jupp Heynckes entschied sich, die Geschichte im Sommer 2013 gut ausgehen zu lassen. Ohne Nachtreten.

Wahrscheinlich ist es diese Vorgeschichte, die Uli Hoeneß just leiten, wenn er nun bei jeder Gelegenheit betont, um den Trainer Heynckes nach diesem Sommer für eine weitere Saison kämpfen zu wollen. Ein Nachfolger von Heynckes sei nicht in Sicht und nicht im Sinn, sagte Hoeneß am Montagabend beim Düsseldorfer Ständehaustreff. „Wenn ich nackt vor ihm stehe, habe ich wahrscheinlich bessere Chancen.“ Als Hoeneß gestern beim Spobis-Kongress in der NRW-Landeshauptstadt erneut nach dem Trainer gefragt wurde, ließ der 66-Jährige in seinem Werben nicht nach: „Unsere Chancen liegen derzeit bei zehn Prozent. Aber ich gebe nicht auf“, sagte der FCB-Präsident. Ohne jedes Lächeln. Es scheint ihm ernst: Noch einmal will er nicht zu wenig um jenen Trainer gekämpft haben, der ihm immer geholfen hat: Als der Verein in Not war. Und als Hoeneß selbst in Schieflage geriet. Heynckes galt als einer jener Freunde, die Hoeneß auch in der Haftstrafe nicht fallen ließen. Aus Hoeneß' Persönlichkeitsprofil ergibt sich dieses zähe Ringen um späte Wiedergutmachung, die zugleich echte Überzeugung ist: Heynckes sei die beste Lösung, weil er den bevorstehenden Umbruch perfekt moderiere, so Hoeneß. „Wenn ich einen Trainer malen sollte, dann wäre der sehr ähnlich dem Josef Heynckes aus Schwalmtal.“ Mit Blick auf sein Alter und seine erkrankte Frau hatte der Erfolgscoach mehrfach versichert, nicht für ein weiteres Jahr zur Verfügung zu stehen. Klar ist aber auch: Heynckes ist nicht uneitel. Hoeneß jedenfalls hält ihn für fit genug für den Job. „Er muss ja jetzt keine 500 Meter am Stück laufen, sondern er muss sein Hirn einsetzen, und das ist nachgewiesenermaßen total intakt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort