Fortuna muss weiter zittern

Funkel-Team steigert sich beim 1:1 gegen den FC St. Pauli und sorgt zumindest für etwas Zuversicht.

Fortuna muss weiter zittern
Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Die Geduld von Friedhelm Funkel ist so groß wie seine Erfahrung als Spieler und Trainer im Profifußball. Und der 62-Jährige hat ein feines Gespür dafür, wann Änderungen nötig, ja sogar unumgänglich sind, um endlich wieder Erfolg zu haben. Nach der gruseligen ersten Halbzeit der Fortuna vergangenen Sonntag bei der 1:3-Niederlage in Fürth war Funkel vor dem gestrigen 1:1-Unentschieden im Zweitliga-Spiel gegen den FC St. Pauli nach personellen Konsequenzen gefragt worden. „Ich möchte das anders ausdrücken“, sagte der Trainer, „ich werde dem einen oder anderen vielleicht mal eine Verschnaufpause geben“, hatte Funkel diplomatisch angekündigt. Und Wort gehalten: Auf fünf Positionen änderte er die Startformation. Lukas Schmitz, Joel Pohjanpalo, Christian Gartner, Alexander Madlung und Marcel Sobottka standen zu Beginn auf dem Platz.

Wenn die Nerven flattern, sind gerade die ersten Aktionen in einem Spiel wichtig. In dieser psychologisch so bedeutsamen Phase müssen Kleinigkeiten gelingen, um sich selbst zu vergewissern: Wir können das. „Da nutzen nicht immer nur Bekundungen in der Öffentlichkeit: Ich gebe alles für die Fortuna, ich gebe Gas für die Fortuna, und dies und das mache ich für die Fortuna, mein Herz hängt an der Fortuna, egal wie lange ich noch hier bin: Auf dem Platz will ich das sehen. Da müssen sie zeigen, dass sie Kerle sind“, hatte Trainer Funkel vor dem Anpfiff gepoltert. Nicht reden, sondern handeln. Und genau das tat dann Kerem Demirbay. In der fünften Minute erzielte er aus kurzer Distanz per Kopf die 1:0-Führung für die Fortuna.

Damit beruhigte er wirksam seine Mannschaftskollegen, die nichts mehr gefürchtet hatten, als früh in Rückstand zu geraten. Das durchaus mutige Durchmischen des Personals aufseiten der Düsseldorfer zahlte sich also aus. Es gab weder Abstimmungsprobleme noch folgenschwere Flüchtigkeitsfehler. Fortunas Spieler betrieben die Abstimmung aktiv und immer wieder, indem sie viel miteinander sprachen. Und der FC St. Pauli? Der Tabellenvierte war sichtlich beeindruckt vom Sturmlauf der abstiegsbedrohten Hausherren, die das Hinspiel im vergangenen November sang- und klanglos 0:4 verloren hatten.

Nun hatten sich beide die Punkte geteilt. Es war das erste von vier verbleibenden Endspielen für die Fortuna. Das verbale Donnerwetter vor der Partie zahlte sich offenbar aus. Denn Funkel hatte die Spieler vorab sehr nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass die ganze Stadt hinter der Fortuna steht und dieser Rückhalt und dieses Vertrauen auf dem Platz zurückgezahlt werden muss.

Ruhepol des Teams war einmal mehr Michael Rensing, den die unhaltbaren Gegentreffer in Fürth nicht beschwerten. Nach knapp einer Stunde entnervte er St. Paulis Lasse Sobiech, der frei im Strafraum agieren konnte. Fortuna versäumte es aber, die Führung auszubauen und musste in der 71. Minute den Ausgleich hinnehmen. Die Fortuna-Fans antworteten mit noch lauteren Gesängen als zuvor. 30 820 Zuschauer waren in der Arena, es glauben also noch viele an den Verein und den Verbleib in der 2. Liga.

Aber auch nach dem Punktgewinn gegen das Spitzenteam aus Hamburg bleibt es dabei: Fortuna bietet seinen Anhängern ein unerklärliches Auf und Ab, auch wenn die gestrige Leistung gegen St. Pauli mit Blick auf die Herkulesaufgabe Klassenerhalt zuversichtlich stimmt. Die einzige Konstante in dieser sportlich so unbefriedigenden Spielzeit ist der stetige Wechsel von durchaus guten und unterirdisch schlechten Auftritten der Mannschaft. Wenn es am Freitag der kommenden Woche auswärts gegen den MSV Duisburg geht, ist wieder alles offen. Das Zittern geht weiter.

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