Bundesliga Wenn Eberl und „Flo“ Nerven zeigen - Freiburg-Tiefschlag für Gladbach

Mönchengladbach · Der eine auf, der andere abseits des Platzes - zwei Gladbacher haben für Aufregung gegen Freiburg gesorgt. Aber es gibt trotz der bitteren Pleite auch Positives.

 Gladbachs Sportdirektor Max Eberl bei einem Spiel im Oktober 2019.

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl bei einem Spiel im Oktober 2019.

Foto: dpa/Marius Becker

Mönchengladbach Borussia Mönchengladbach hat am 30. Spieltag in der Fußball-Bundesliga bei Auswärts-Angstgegner SC Freiburg (0:1) einen empfindlichen Dämpfer in Sachen Champions-League-Qualifikation hinnehmen müssen. Die Fohlen-Elf unterlag wegen eines Kopfball-Treffers von Freiburgs Edeljoker Nils Petersen mit 0:1. Da allerdings im weiteren Verlauf des Spieltages einige Konkurrenten ebenfalls geschwächelt haben, hat Borussia bereits die Teilnahme am Europapokal gemeistert. Gladbach ist das Ticket zur Europa League nicht mehr zu nehmen.

Der Spieler des Spiels

Der heißt Nils Petersen. Freiburgs Stürmer, 31 Jahre alt, gilt als Joker-König der Liga. Und als solcher köpfte er den Sport-Club, wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung, nach einer Standardsituation (Hereingabe Grifo), zum Sieg. Ex-Nationalspieler Petersen sagte im Anschluss: „Wir haben uns gegen die Niederlage gestemmt und gehen am Ende als glücklicher Sieger nach Hause. Am Ende hätten wir sogar noch höher gewinnen können. Das ist wieder so ein Duell gewesen, das am meisten Spaß macht. Fluchtlicht, nur die Zuschauer haben gefehlt.“

Der Fehlschütze des Spiels

Der heißt Florian Neuhaus. Gladbachs Mittelfeldspieler hätte aufgrund seiner Chancen das Spiel vorzeitig in eine andere Bahn lenken können. Doch „Flo“, der zeitweise brillierte, versagten die Nerven im Abschluss. Folge: Statt auf die Siegesstraße zu biegen, musste Gladbach in Freiburg einen herben Dämpfer im Kampf um die Königsklasse hinnehmen.

Der Aufreger des Spiels

In Gladbach ist durch den Freiburg-Tiefschlag (0:1) auch das Thema Rote Karte mal wieder in aller Munde. Offensiv-Akteur Alassane Plea (27) ist in erster Linie dafür verantwortlich. Der Frankreich-Stürmer holte sich an der Dreisam durch zwei alles andere als clevere Aktionen den Gelb-Roten Karton von Schiedsrichter Markus Schmidt (46) ab.

Nicht das erste Mal. Bereits im Februar, beim Topspiel in Leipzig, hatte Plea sich nicht vollends in einer entscheidenden Phase des Spiels unter Kontrolle. Er holte sich binnen weniger Augenblicke Gelb-Rot vom pingeligen Unparteiischen Tobias Stieler (38) ab. Kostete Gladbach nach 2:0-Führung am Ende den Sieg in Leipzig (2:2).

Nun die nächste Karten-Nummer in Freiburg. Plea ist somit am kommenden Samstag in München gesperrt. Dass er mit internen Konsequenzen rechnen muss, daraus lassen die Worte seines Trainers Marco Rose (43) keine Schlüsse zu. Rose sagt: „Der Platzverweis ist aus meiner Sicht nicht entscheidend für die Niederlage gewesen, weil wir zu diesem Zeitpunkt bereits mit 0:1 hinten lagen.“

Rose sagt weiter: „In Summe ist das ein Witz. Bei der ersten gelben Karte kann man noch über Regeln reden. Da muss ich sicherlich auch mit Plea reden. Nach seiner Vorgeschichte sollte er den Ball da tunlichst liegen lassen.“ Und: „Aber er hat diesen nicht aus dem Stadion geschossen, er hat ihn nicht bösartig irgendwo hingekickt, sondern er hat ihn ein wenig angeschubst, könnte man ja auch mal darüber sprechen auf dem Platz. Die zweite gelbe Karte, ein völlig normaler Zweikampf, in dem beide zum Ball gehen, der Freiburger Spieler einfach ein bisschen schneller ist. Lasso trifft ihn weder bösartig noch absichtlich am Knöchel, sondern er trifft ihn aus Versehen auf dem Fuß, kommt ein bisschen zu spät – und dann muss ich ehrlich sagen, dann ist mir das viel zu wenig für eine zweite gelbe Karte. Zumal es sein erstes oder zweites Foul war.“

Das Novum zum Spiel

Bei Gladbachs Manager Max Eberl (46) haben bei der Freiburg-Pleite offenbar die Nerven blank gelegen. Eberl sah kurz nach Pleas Platzverweis von Schiedsrichter Markus Schmidt (46) die Rote Karte. Eberl soll zuvor, in seiner Aufregung über Pleas Platzverweis, diese Worte ausgesprochen haben: „Das ist doch ein schlechter Witz.“ Zum vierten Offiziellen soll die „Botschaft“ vorgedrungen sein: „Du redest nur Scheiße hier!“ Offiziell bestätigt ist das nicht. Eberl sorgt mit seinem Platzverweis für ein Novum im deutschen Fußball. Noch nie zuvor hatte in der Bundesliga ein Sportdirektor die Rote Karte gezeigt bekommen.

Als Folge seiner deftigen Wortwahl dürfte Eberl am kommenden Samstag für den Innenraum gesperrt sein, wenn die Gladbacher Borussia beim Rekordmeister und Tabellenführer FC Bayern München zu Gast sein wird. Fohlen-Trainer Marco Rose (43) sagte dazu: „Max war natürlich hochemotional. Wir alle sind sehr emotional. Christian Streich lebt das ja auch da draußen. Wir lieben unsere Arbeit, wir haben Ziele, wir wollen Spiele gewinnen. Und dementsprechend ist es da einfach aus ihm herausgeplatzt. Deswegen musste er auf die Tribüne.“

Die Zahl des Spiels

Raffael (35), Borussias Offensiv-Ass, ist in der Schlussphase noch eingewechselt worden. Der „Maestro“ absolvierte damit sein 200. Pflichtspiel für den VfL Borussia. Sein zum Ende Juni auslaufender Vertrag im Fohlen-Stall ist bislang nicht verlängert worden.

Die guten Nachrichten zum Spiel

Der SC Freiburg hat durch den Heimcoup gegen Gladbach den vorzeitigen Klassenerhalt perfekt gemacht. Glückwunsch an dieser Stelle an die Badener, die damit – angesichts ihrer finanziellen Mittel – bereits eine überragende Saison hingelegt haben. Auf der anderen Seite dürfen sich die Borussen ebenfalls freuen und stolz sein.

Der VfL Borussia ist trotz der Niederlage an der Dreisam vorzeitig für den Europapokal qualifiziert. Da einige Konkurrenten jüngst stolperten, ist dem VfL die Europa-League-Teilnahme schon jetzt nicht mehr zu nehmen. Damit hat Gladbach in den vergangenen zehn Jahren zum sechsten Mal die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb klargemacht, à la bonne heure. Borussia darf sich in Zeiten der Coronakrise somit auf eine garantierte Finanzspritze aus der UEFA-Kasse freuen. Sollte es die Champions League am Saisonende werden, würde diese noch deutlich höher ausfallen.

Die Stimmen zum Spiel

Marco Rose (Trainer Borussia Mönchengladbach): „Ich bin nach jeder Niederlage sehr frustriert. Natürlich ist es jetzt im Endspurt, wenn man bestimmte Ziele verfolgt und mit dem Zustandekommen der Niederlage, noch ärgerlicher. Wir haben eine sehr starke erste Hälfte gespielt und dann in der zweiten Hälfte einen Standard ganz schlecht verteidigt, eine Gelb-Rote Karte bekommen und somit eine Niederlage, die wir nicht gebrauchen konnten. Wir haben viel gewollt, viel investiert und Freiburg dominiert. Wir wussten, dass Freiburg über Standards gefährlich ist, deswegen hätte es erst gar nicht zu dem Freistoß, der zum Gegentor geführt hat, kommen dürfen. Die Jungs wollen viel und sind nun dementsprechend enttäuscht. Das müssen wir jetzt erstmal verarbeiten und dann kümmern wir uns am Montag um das kommende Spiel in München.“

Christian Streich (Trainer SC Freiburg): „Der Sieg war extrem wichtig. In den vier vorherigen Spielen nach der Corona-Pause haben wir es schon gut gemacht, hatten aber etwas Pech. Diesmal hatten wir in ein paar Situationen das nötige Quäntchen Glück auf unserer Seite. Die Gladbacher hatten vor allem in der ersten Hälfte einige gute Chancen, aber auch wir hatten einige – und am Ende sogar ein kleines Chancenplus. Am Anfang hat die Ordnung nicht so gestimmt, aber die Mannschaft hat brutal gearbeitet und ist im Laufe der Partie immer besser reingekommen. Ich bin sehr glücklich, dass wir gegen einen so starken Gegner nicht unverdient 1:0 gewonnen haben. Ob in der Tabelle noch etwas nach oben geht, interessiert mich momentan erst einmal nicht.“

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