Eishockey-WM Trainer Marco Sturm kann die Draisaitl-Gitarre spielen

Der Bundestrainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft hofft auf einen schnellen Einsatz des Stürmers aus Edmonton. Gegen Dänemark ruhen die Hoffnungen am Freitag aber noch einmal besonders auf der Reihe Ehliz/Tiffels/Reimer.

Trainer Marco Sturm (l) hatte den richtigen Riecher mit Leon Draisaitl.

Trainer Marco Sturm (l) hatte den richtigen Riecher mit Leon Draisaitl.

Foto: Monika Skolimowska

Köln. Marco Sturm hat gepokert und - wohl gewonnen. Der Bundestrainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft hatte sich durch den verletzungsbedingten Ausfall von Tobias Rieder sowie die nun doch auf zwei Spiele erhöhte Sperre gegen Patrick Hager am Mittwoch entschieden, zum Spiel gegen die Slowakei (nach Penaltyschießen 3:2) den bis dahin nicht gemeldeten Angreifer David Wolf von den Adler Mannheim für das WM-Turnier in Köln zu nominieren. Damit war nur noch ein Kader-Platz frei, in Nordamerika aber standen mit Tom Kühnhackl (Pittsburgh) und Leon Draisaitl (Edmonton) zwei Kandidaten auf der Liste.

Sturm hatte den richtigen Riecher. Kühnhackl schaffte in der Nacht zum Donnerstag deutscher Zeit mit den Pinguins den Einzug ins Halbfinale, Draisaitl schied mit den Oilers aus. "Leon hat mich sofort angerufen. Er ist gebürtiger Kölner durch und durch. Das ist seine Stadt hier, er will unbedingt kommen und für uns spielen", sagte Marco Sturm.

Doch ganz so einfach und vor allem schnell wird der Hoffnungsträger das Trikot mit dem Adler auf der Brust nicht überstreifen können. Die Oilers scheiterten in Anaheim, Draisaitl muss von Kalifornien also zunächst einmal zurück nach Edmonton. Frühestens am Freitag könnte er ins Flugzeug gen Deutschland steigen, dann wäre ein Einsatz gegen Italien am Samstag möglich. Da der Aufsteiger allerdings eine lösbare Aufgabe darstellt, erscheint eine Anreise am Samstag sowie das WM-Debüt am Dienstag gegen Lettland als wahrscheinlicher.

Die Logistik aber ist das kleinere Problem, der Deutsche Eishockey-Bund muss vor allem eine finanzielle Hürde nehmen. Denn Draisaitls Vertrag bei den Oilers läuft aus. Damit ist der Torjäger im Falle einer Verletzung nicht mehr über seinen Club versichert. "Da wird unser Präsident Franz Reindl wohl ein wenig Geld aufbringen müssen, um Leon über unseren Verband zu versichern", sagte Sturm.

Reindl wird alles versuchen. Zu wichtig ist Leon Draisaitl, will Deutschland tatsächlich den sensationellen Halbfinal-Einzug bei der Heim-WM 2010 wiederholen. Draisaitl ist der beste deutsche Eishockey-Spieler seit langer Zeit. In der nordamerikanischen Profi-Liga NHL sorgt er für Furore, sehr oft bestimmt er die Schlagzeilen der Medien. In 95 Spielen für die Edmonton Oilers gelangen dem 21-Jährigen diese Saison 35 Treffer und 58 Torvorlagen. Draisaitl würde die deutsche Mannschaft auf ein anderes Niveau heben. "Wir haben gegen die Slowakei zu viele Chancen vergeben. Wir brauchen mehr Druck zum gegnerischen Tor und Leon will seinen Teil dazu beitragen", sagte Sturm.

Denn dass gegen die Slowakei zumindest zwei Punkte heraussprangen, war einer einzigen Angriffsreihe zu verdanken. Patrick Reimer und Yasin Ehliz von den Nürnberg Ice Tigers sowie der noch recht unbekannte College-Spieler Frederik Tiffels aus Michigan wirbelten den wie erwartet biederen Gegner immer wieder durcheinander. Das Trio war als einziges in der Lage, dem deutschen Spiel Tempo zu verleihen. "Es zahlt sich aus, dass wir schon in der Vorbereitung eine Reihe waren und ich Patrick zudem aus dem Verein kenne", sagte Yasin Ehliz.

Just dieser Umstand aber hätte Ehliz beinahe die WM gekostet. In einem Play-off-Spiel der Ice Tigers traf Reimer mit einem Schuss das Ohr seines Mitspielers, welches zerfetzte und mit 20 Stichen wieder zusammen genäht werden musste. "Hören kann ich inzwischen gut - doch wenn ich beim Schlafen auf dem Ohr liege, dann tut es immer noch weh", sagte der 24-Jährige. Gegen die Slowakei schafften Reimer und Ehliz binnen 27 Sekunden den Ausgleich zum 2:2. Am Freitag gegen Dänemark soll es mehr sein. "Da wären drei Punkte schon gut", so Ehliz.

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