Cacau: Der Individualist

Seit sechs Jahren spielt Cacau beim VfBStuttgart. Der Angreifer stand häufig im Schatten der Kollegen und ist doch so wichtig.

Stuttgart. Die Suche nach einem Stürmer hatte zuletzt den gesamten VfB Stuttgart in Atem gehalten. Viele Namen wurden gehandelt, allesamt aber verworfen. Nun aber besteht Klarheit: Pawel Progrebnjak tritt die Nachfolge von Mario Gomez an, der zum FCBayern München abgewandert ist. Kaum eine Diskussion hatte zuletzt am Neckar mehr Diskussionen ausgelöst. Nur einen VfB-Profi ließ das kalt. Für Cacau ist die neue Konkurrenz offenbar kein Problem. "Ich bin bereit und freue mich auf die Herausforderung", sagt er. "Ich will ein Vorbild sein."

Ein Vorbild ist Cacau in vielerlei Hinsicht. Der gläubige Christ hat seinen festen Platz im Teamgefüge des VfB. Auf dem Spielfeld ist er der Mann mit der enormen Antrittsschnelligkeit. Ab und an legt er zwar Eigensinn an den Tag. Aber er spielt mannschaftsdienlicher als es viele glauben. Auch abseits des Platzes ist Cacau ein Teamplayer. So wirbt er jetzt schon dafür, die Messlatte für den Gomez-Nachfolger nicht zu hoch anzusetzen: "Zu erwarten, dass einer Mario eins zu eins ersetzt, wäre unfair."

Auch für den viel kritisierten Ciprian Marica, der noch schwer an der Bürde des bisher mit acht Millionen Euro teuersten Zugangs der Clubgeschichte trägt, setzt sich Cacau ein. Und das, obwohl er und der Rumäne vermutlich wieder um einen Platz in der Startelf kämpfen. Cacau selbst möchte in der kommenden Saison mehr beitragen als die sieben Tore der vergangenen Spielzeit. Zum Saisonende steigerte er sich jedoch.

Zur Belohnung gab es von Bundestrainer Joachim Löw eine Einladung zur Asienreise der Nationalmannschaft. Seit dem 2. Februar besitzt der im brasilianischen Santo André als Claudemir Jeronimo Barreto geborene Stürmer die deutsche Staatsbürgerschaft, am 29. Mai absolvierte er in Shanghai gegen China sein erstes Länderspiel.

"Ich lebe seit neuneinhalb Jahren in Deutschland und fühle mich hier zu Hause", erklärt er. Ungewöhnlich ist es für ihn trotzdem, mit dem Bundesadler auf der Brust aufzulaufen. Cacau ist nicht gerade der typische Brasilianer in der Bundesliga. Er wurde nicht von einem Top-Club direkt in die Eliteklasse geholt, sondern kam 1999 als 18-Jähriger auf eigene Faust nach Deutschland. Er arbeitete sich über den Fünftligisten Türk

Gücü München und die Amateure des 1. FC Nürnberg ins Bundesliga-Team der Franken. Seit sechs Jahren spielt er nun für den VfB. "Ich habe hier viel erlebt", sagt er. Die Meisterschaft 2007, aber auch das im selben Jahr verlorene DFB-Pokal-Finale gegen seinen Ex-Club Nürnberg, als er mit einer Roten Karte vom Platz flog, waren die einschneidendsten Ereignisse. Deshalb nennt Cacau neben dem Erreichen der Champions League auch den DFB-Pokal als eines seiner wichtigsten persönlichen Ziele: "Da habe ich noch etwas gut zu machen."

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