Mit welcher Empfehlung geht Herausforderer Tschagajew in den Ring?

Der Usbeke hat von 85 Amateurkämpfen nur drei verloren. 1997 besiegte er bei der WM in Budapest im Schwergewichts-Finale den großen Kubaner Felix Savon.

Nach seinem Wechsel ins Profilager heuerte er 2003 bei der Universum-Box-Promotion von Klaus-Peter Kohl an und entthronte 2007 den russischen Riesen Nikolaj Walujew als WBA-Weltmeister. Der Rückkampf liegt seit nun 26 Monaten wegen Verletzungen und Krankheit auf Eis.

Als es am 30. Mai in Finnland dazu kommen sollte, sagte der ausrichtende finnische Verband den Kampf ab, weil Tschagajew Träger eines Hepatitis-B-Antigens ist.

Ist Tschagajew ein Gesundheitsrisiko?

Man kann es salopp wie Gegner Wladimir Klitschko betrachten. "Es haben schon andere gegen Ruslan geboxt, und niemand ist daran gestorben", sagte Klitschko. Ohnehin sei er gegen Hepatitis geimpft. Tschagajews behandelnder Arzt Dr. Michael Ehner erklärte, dass es kein Infektionsrisiko gebe, weil die Werte seit 2003 konstant seien: "Ruslan ist und war nicht krank."

Allerdings: Noch am Donnerstag empfahl die Vereinigung Amerikanischer Ringärzte eine Verschiebung der Box-WM. Am Tag zuvor hatte Gelsenkirchens Gesundheitsdezernentin Henriette Rieker Tschagajew aber die Starterlaubnis erteilt.

Wieso gilt Klitschko als Favorit?

Der 33-jährige Klitschko (52 Siege, 3 Niederlagen), der neben den beiden anerkannten WM-Titeln der Verbände IBF und WBO auch noch den Gürtel des unbedeutenden Verbandes IBO besitzt, ist nach längst überwundenen Niederlagen gegen Corrie Sanders und Lamon Brewster wesentlich stabiler geworden.

Klitschko misst 15 Zentimeter mehr als sein Herausforderer, hat die größere Reichweite und gilt als schneller. Und doch: Tschagajew hat gegen Walujew bewiesen, auch mit größeren Schwergewichten klar zu kommen. Ulli Wegner, Trainer im Sauerland-Stall, hat Zweifel an Klitschko: "Bei seinen Siegen zuletzt hatte er nur schwache Gegner." Für Bruder Witali stellt sich die Frage nicht: "Mir tut Tschagajew leid, weil er Prügel beziehen wird."

Wie sehen die Kontrahenten ihre Chancen?

Wenn es nach Hauptdarsteller Klitschko geht, soll das Motto des Abends auch in die Tat umgesetzt werden. "Ich verspreche euch, ich werde den Kampf gewinnen - und zwar so, wie die Veranstaltung heißt: "Knockout Auf Schalke", kündigte Klitschko an. Tschagajew glaubt, eine "gute Chance" zu haben und richtet sich "auf zwölf Runden ein".

Was zeigt das Fernsehen vom Kampf?

Der übertragende TV-Sender RTL setzt 200 Tonnen Material ein. Der Innenraum wird bis zum Kampfabend mit 11000 Quadratmetern anthrazitfarbenem Teppich ausgelegt. 530 Scheinwerfer leuchten den weißen Ring aus. Die RTL-Übertragung beginnt um 22 Uhr.

Die Ansagen im Ring wird US-Star-Ansager Michael Buffer vornehmen. In den USA wird der Fight vom Sportsender ESPN übertragen. Pay-TV-Sender HBO hatte von einer Übertragung abgesehen, als Klitschkos ursprünglich vorgesehener Gegner David Haye wegen Verletzung absagen musste. Insgesamt wird der Kampf in mehr als 100 Länder übertragen.

Wem gehören die Sympathien der 60 000 Fans?

Sie werden Klitschko gehören, weil der Ukrainer länger in Deutschland lebt und die Zuneigung der Fans mit seinen Erfolgen gewachsen ist. Außerdem weiß er sich zu verkaufen, spricht deutsch, ist rhetorisch begabt. In Gelsenkirchen begrüßte er die Fans im Schalke-Schal mit einem adäquaten "Glück auf".

Tschagajew läuft da hinterher: Am Mittwoch wurde er auf Anraten seines Promoters schnell noch Schalke-Mitglied, plant jetzt sogar, mit dem Trikot der Knappen in die Arena einzulaufen. Das ist ein bisschen durchsichtig. Trotzdem wird es einige geben, die mit dem David gegen den Goliath fiebern.