Laufen: Den Kreislauf in Schwung bringen

Der Arzt und frühere Topathlet Prof. Dr. Thomas Wessinghage warnt Hobbysportler vor allzu viel Ehrgeiz.

Düsseldorf. In den 80er Jahren war Thomas Wessinghage, Jahrgang 1952, einer der bekanntesten deutschen Leichtathleten. 22 deutsche Meistertitel erlief er sich, wurde Europameister, Weltcupsieger und startete zweimal bei Olympischen Spielen. Heute ist er Ärztlicher Direktor von drei Rehakliniken in Bayern.

Herr Prof. Wessinghage, Schuhe schnüren und dann flott loslaufen, ein guter Ratschlag?

Thomas Wessinghage: Für den erfahrenen Leistungssportler vielleicht schon, aber natürlich nicht für den Anfänger. Wer wenig Erfahrung hat oder gerade erst mit dem Training beginnt, sollte die Schuhe schnüren — und dann langsam loslaufen. Oder, noch besser, zunächst ein paar Schritte gehen.

Viele Menschen dehnen sich vor dem Sport. Ist das überhaupt sinnvoll?

Wessinghage: Dehnübungen, auch Stretching genannt, sind durchaus sinnvoll. Aber bitte erst nach dem Training.

Wie wichtig ist ein Aufwärmprogramm vor dem Training?

Wessinghage: Das ist sehr sinnvoll. Ein sanfter Start ist der ideale Einstieg in jedes Training. Etwa durch Gehen oder langsames Laufen — genau das ist Aufwärmen, der Kreislauf kommt in Schwung. Die Verletzungsgefahr nimmt ab.

Was kann Sportlern blühen, die sich nicht aufwärmen?

Wessinghage: Ihnen drohen Verletzungen. Sich vor dem Training nicht aufzuwärmen, ist eine der häufigsten Ursachen für Sportverletzungen. Auch wer sich überschätzt und überfordert, tut sich keinen Gefallen. Zudem ist ein Ausgleich zum Training wichtig. Das ist zum Einen das bereits erwähnte Stretching. Auch ein moderater Muskelaufbau ist in diesem Zusammenhang wichtig.

Wenn doch was passiert?

Wessinghage: Ganz wichtig: Bei neu auftretenden Verletzungen immer erst zum Arzt gehen. Sicher ist sicher. Auch das Internet ersetzt den Besuch beim Arzt nicht! Sich selbst sollte man nur bei bekannten und vom Arzt schon abgeklärten Bagatellverletzungen kurieren. Etwa bei Blasen oder Muskelkater.

Apropos: Ist Muskelkater ein Zeichen für falsches Training oder zu großen Ehrgeiz? Was empfehlen Sie, Augen zu und weiter trainieren?

Wessinghage: Bei Muskelkater liegt eine Überforderung der schmerzenden Muskulatur vor. Das heißt, Muskelkater ist ein Zeichen für eine lokale Überforderung. Dagegen hilft, die Belastung entweder zu reduzieren oder das Training etwas zu verändern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort