Polizei sucht fieberhaft nach der Todesursache

Das Geständnis des mutmaßlichen Täters reicht nicht für das Gerichtsverfahren.

Grefrath. Der Fall Mirco ist geklärt. Das hat die Polizei am 28. Januar erklärt. Knapp fünf Monate nach dem Verschwinden war die Leiche des zehnjährigen Jungen in einem Waldstück nördlich von Grefrath gefunden worden, nachdem der mutmaßliche Täter Olaf H. ein Geständnis abgelegt hatte.

Dennoch sucht die Polizei weiter, ist erneut mit Hundertschaften in der Gegend um Grefrath unterwegs. Im Ort herrscht Unverständnis darüber. „Die haben den Täter doch“, sagt ein Mann an einer Tankstelle, und eine Frau ergänzt: „Den sollen sie wegsperren und nie wieder freilassen.“ Warum also nochmals der ganze Aufwand entlang der Landstraße 39 zwischen Wankum und Grefrath?

„Zu den Suchmaßnahmen sagen wir nichts“, wiederholt gebetsmühlenartig Oberstaatsanwalt Dieter Menden. Klar ist aber dennoch: Die Polizei sucht nach der möglichen Tatwaffe. Denn die Obduktion der Leiche, die fast fünf Monate im Wald gelegen hat, hat offensichtlich keine eindeutige Todesursache ergeben.

Und der mutmaßliche Täter Olaf H. hat gegenüber den Ermittlern den Ablauf der Tat mehrfach unterschiedlich geschildert. „Mal hat er den Jungen auf diese Art umgebracht, mal auf jene“, sagt Menden.

Aber gestanden hat der 45-jährige Mann aus Schwalmtal die Tat. Reicht das nicht aus? „Nein“, sagt Menden. „Wir können ja nicht vor Gericht sagen, er hat ihn erstochen oder erwürgt. Das müssen wir schon genau belegen“, so der Oberstaatsanwalt. Ist die Anklage nicht wasserdicht, könnte sie von versierten Verteidigern zerpflückt werden und vor Gericht scheitern. Das erklärt, warum die Polizisten bei der neuerlichen Suche im Wald selbst kleinste Fundstücke wie ein Stück blaue Schnur aufgelesen und sorgsam in Asservatenbeutel gepackt haben.

Derzeit wird der mutmaßliche Täter, der im Dorf Ungerath in Schwalmtal ein unauffälliges Leben als fürsorgender Familienvater führte, psychologisch untersucht. Von diesem Ergebnis hänge viel ab für das weitere Verfahren, sagt Menden.

Olaf H. hat gegenüber der Polizei nicht nur den Tatablauf in unterschiedlichen Versionen geschildert, er hat die Ermittler auch angelogen, was das Motiv der Tötung angeht. Angeblich hatte er aus „Frust“ gehandelt, weil ihn ein Vorgesetzter „zusammengefaltet“ habe. Doch das stimmte nicht. Der betreffende Vorgesetzte war zu diesem Zeitpunkt in Urlaub.

Trotz aller Unklarheiten und noch offenen Fragen geht Menden aber nicht davon aus, dass der Beginn des Verfahrens auf die lange Bank geschoben wird. „In spätestens sechs Monaten“, so der Oberstaatsanwalt, „steht die Anklage“. Worauf sie genau lauten wird, ist aber noch unklar: „Das kann ich jetzt noch nicht sagen“, so Menden.

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