Erster Ausgang für die Jaguare

Im Zoo war der Nachwuchs von Porgy und Bess gestern zum ersten Mal im Außengehege. Das wurde in aller Ruhe erkundet.

Krefeld. Bis gestern mussten sich die Zoobesucher mit einer Videoübertragung aus dem Raubtierhaus zufrieden geben, jetzt gibt es endlich alles live und in Farbe: Die noch immer namenlosen Jaguar-Jungtiere, die im vergangenen August geboren wurden, haben ab sofort Freigang und stellen sich den neugierigen Blicken von Tierfreunden.

Als sich gegen 11 Uhr die Klappe öffnet, hält die kleine Menschentraube vor dem Freigehege für einen Moment lang kollektiv den Atem an. Denn was jetzt passiert, ist nicht alltäglich: „Das ist eine aufregende Sache“, sagt Zoosprecherin Petra Schwinn. „Man weiß nie, wie die Jungtiere auf die ungewohnte Umgebung reagieren.“

Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, haben die Pfleger Vorkehrungen getroffen. „Wir haben das Wasser im Teich etwas abgelassen und die Abflussrohre vergittert, damit nichts passieren kann“, erklärt Schwinn. Sollte doch mal eines der Jaguar-Geschwister ins Wasser fallen, dient ein großes Brett als Ausstiegshilfe.

Das wird aber erst einmal nicht gebraucht. Nach ein paar Minuten kommt Bess, die Mutter der jungen Jaguare, durch die Klappe und zeigt sich den neugierigen Besuchern. Und dann, ganz langsam und schüchtern, tapsen auch ihre Jungen hinterher.

Ihr erster Auftritt gestaltet sich dann aber doch eher unspektakulär. Die Zuschauer würdigen die Raubtiere natürlich keines Blickes, und so richtig nach vorne trauen sie sich dann auch nicht. Unter den wachsamen Augen ihrer Mutter wird erst einmal in Ruhe alles beschnuppert. Der hintere Bereich des Geheges scheint dabei eine besondere Anziehungskraft zu haben. Das Schilf da auf dem Boden eignet sich prima, um sich ein bisschen darin zu wälzen, und erst der Maschendrahtzaun — da muss ein wagemutiger Jung-Jaguar einfach drauf klettern. Um gleich wieder hinunter zu plumpsen und es noch einmal zu versuchen.

Ansonsten tun die Geschwister, was Geschwister eben so tun: Sie kabbeln sich, laufen hintereinander her und raufen ein bisschen. Und weil sie eben doch noch Kinder sind, lassen sie ihre Mutter höchstens mal ganz kurz aus den Augen, bevor sie wieder ihre schützende Nähe suchen. Die Welt auf eigene Faust zu entdecken, ist halt ganz schön anstrengend. Und vor allem keine Mission für einen Tag.

Das wissen selbstverständlich auch die Tierpfleger: „Wir werden regelmäßig mit ihnen trainieren“, sagt Eike Kück. „Die Zeit, die die Jungtiere draußen im Freigehege verbringen, soll schrittweise länger werden.“ Voraussetzung sei aber, dass sie immer auch sicher wieder ins Haus kommen. Um diesen Anreiz zu erhöhen, werden sie auch mal für eine Weile ausgesperrt.

Das scheint die beiden aber nicht im Geringsten zu stören. Die Welt entdeckt man zwar nicht an einem Tag, aber versuchen kann man es ja mal.

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