Bewerbungstraining: Üben für das Berufsleben

An der Von-Ketteler-Schule lernen Jugendliche in Seminaren die richtigen Umgangsformen für Vorstellungsgespräche.

Krefeld. Marc Selimi hat sich schon beim Anziehen gezielt auf den heutigen Tag vorbereitet. Er hat ein rotes Hemd ausgewählt, um bei seinem Bewerbungsgespräch einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Der Neuntklässler der Von-Ketteler-Schule in Uerdingen begrüßt Personalchefin Ghada Muhsin mit einem festen Händedruck und stellt sich vor. Dann nehmen die beiden an einen typischen Schultisch Platz. Um diesen sitzen im Halbkreis Marcs Mitschüler, denn die Szene spielt sich in einem Klassenzimmer ab.

Die Hauptschüler nehmen an einem zweitägigen Seminar der Firma „Schule ist in“ aus Essen teil. Die Von-Ketteler-Schule arbeitet mit dieser seit rund drei Jahren zusammen, um die Jugendlichen auf den Beruf vorzubereiten. Finanziert wird das Projekt von der Arbeitsagentur. „Wir sind froh, wenn wir Hilfe von Außen bekommen“, sagt Lehrer Carl Mellinghoff.

Vor drei Jahren fanden laut Rektor Marcel Optenhostert nur zehn Prozent der Hauptschüler nach ihrem Abschluss direkt einen Job, nun seien es 32 Prozent. Zuvor hatte das Kollegium auch mit anderen Unternehmen zusammengearbeitet, die Kurse für die Berufsorientierung anbieten.

Damit habe man jedoch schlechte Erfahrungen gemacht. „Es gibt in dem Bereich viele, die einfach nur schnell Geld verdienen wollen“, meint Optenhostert. An der aktuellen Kooperation schätze er vor allem, dass die Schüler ernst genommen werden und es gleichermaßen positive Reaktionen von Schülern und Lehrern gebe.

In der achten Klasse werden die Schüler zunächst dabei unterstützt, ihre Fähigkeiten zu erkunden. „Man kann viel ausprobieren und zum Beispiel schauen, ob man gerne mit Hammer und Nagel arbeitet oder nicht“, erklärt Dörte Baumann von „Schule ist in“.

Ein Jahr später folgt die Auswahl eines Berufsbereichs. Die Jugendlichen sollen dann herausfinden, ob sie eher am Handwerk oder an Dienstleistungsberufen interessiert sind. Außerdem wird ihnen geholfen, geeignete Praktikumsstellen zu finden.

Bei dem aktuellen Seminar dreht sich alles um Bewerbungsgespräche. Am ersten Tag wird unter anderem ein freundliches Auftreten geübt. Dazu gehört auch, wie man jemandem richtig die Hand gibt und welche Kleidung man tragen sollte.

Letzteres hat bei der Gruppe offenbar einen besonders starken Eindruck hinterlassen: Die Jungen tragen Hemden, manch einer sogar ein Sakko und die Mädchen sind mit Blusen und Röcken bekleidet.

„Wegen der vielen Seminare werde ich nun viel beruhigter in die Gespräche gehen“, sagt Lisa Wittkamp. Die 15-Jährige möchte Krankenschwester werden und sich im nächsten Jahr um einen Ausbildungsplatz bewerben.

Rektor Optenhostert ist überzeugt, dass seine Schüler dank der Seminare gut vorbereitet in die Berufswelt gehen: „Orientierung schafft eine Perspektive.“ Dass die Hauptschule auf diesem Gebiet über große Erfahrungen verfügt, sieht er auch als wichtigen Punkt auf dem Weg zur Sekundarschule: „Sollten wir mit einer anderen Schule verschmelzen, bringen wir unsere Kompetenzen ein. Wir können mit unseren Schülern werben.“

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