Lyrische Wanderung: Auf den Spuren von Jean Paul in Nordbayern
Bayreuth (dpa/tmn) - Der Dichter Jean Paul war einst fast so berühmt wie Goethe. In diesem Jahr wird sein 250. Geburtstag gefeiert. In seiner nordbayerischen Heimat kann man auf den Spuren des Sprachschöpfers wandern - 200 Kilometer durch reizvolle Landschaft.
Der Weg beginnt im Dörfchen Joditz. Fachwerkhäuser, eine Kirche - eine typische fränkische Ortschaft. Hier verbrachte Jean Paul seine Kindheit. Vor 250 Jahren wurde der Dichter geboren, der zu Lebzeiten ähnlich populär wie Goethe war. Der Dichter selbst war ein fleißiger Wanderer. In seiner oberfränkischen Heimat ist deshalb pünktlich zum Jubiläum ein Wanderweg eröffnet worden, auf dem man seinen Spuren folgen kann.
Auf rund 200 Kilometern führt er von Joditz über Hof, in die Geburtsstadt Wunsiedel und dann nach Bayreuth, wo Jean Paul 1825 starb. Doch in der Festspielstadt ist nicht Schluss, es geht weiter bis nach Sanspareil, dem ehemaligen Jagdschloss der Bayreuther Markgrafen. Dunkelgrüne Schilder weisen auf der ganzen Strecke die Richtung. Auf den ersten Stationen blickt den Wanderern ein junger Jean Paul entgegen, später dann das Konterfei des gealterten Dichters.
Am Start in Joditz lockt das Jean-Paul-Museum zu einem Besuch. Wer eine ausführliche Ausstellung erwartet, irrt allerdings. Das Museum ist eine Privatinitiative, hat nur auf Anfrage geöffnet - bietet aber eine liebevoll zusammengestellte Schau. In Richtung Hof geht es an der Sächsischen Saale entlang. Viele Touristen gibt es hier garantiert nicht. Nach etwa fünf Kilometern blickt man auf Hof - ganz so, wie es Jean Paul einst beschrieben hat. Als Junge ist er den Weg von Joditz in die Stadt oft gelaufen, um bei der wohlhabenden Großmutter Lebensmittel für die verarmte Pfarrersfamilie zu holen.
In Hof führt der Weg zu dem Gymnasium, das Jean Paul besuchte und das heute seinen Namen trägt. Und weiter geht es ins Städtchen Schwarzenbach an der Saale, wo Jean Paul als Lehrer arbeitete, und von dort aus zu einem der schönsten Abschnitte des Wegs - hinauf auf den knapp 880 Meter hohen Großen Waldstein.
Es wartet schon die nächste reizvolle Etappe, die hinabführt an den Weißenstädter See, wo sich bei Sonnenschein Surfer und Segler tummeln. In Wunsiedel, der nächsten Hauptstation, befindet sich das Geburtshaus Jean Pauls. Hier lohnt sich ein Abstecher ins Felsenlabyrinth auf der Luisenburg, das aus riesigen Granitblöcken besteht.
Nun geht es Richtung Süden - in die Festspielstadt Bayreuth, die in diesem Jahr nicht nur den 200. Geburtstag des Komponisten Richard Wagner zu feiern hat, sondern eben auch den 250. von Jean Paul. In Bayreuth hat man vor wenigen Jahren die „Rollwenzelei“ wiedereröffnet. In diesem ehemaligen Gasthaus hatte Jean Paul eine Schreibstube.
Wer dem Jean-Paul-Weg weiter folgt, den zieht es nun wieder hinaus aus der Stadt in Richtung Sanspareil, einem verwunschenen Felsengarten, den die Markgräfin Wilhelmine, die Lieblingsschwester von Preußenkönig Friedrich II., einst hat anlegen lassen.
Das Wandern, das Lesen von Zitaten, Gedanken, Aphorismen und Lebensdaten Jean Pauls auf den Infotafeln lässt den Weg zu einer spannenden Verknüpfung von körperlicher Ertüchtigung und kulturellem Erlebnis werden.
Und damit das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt: Einkehrmöglichkeiten gibt es zuhauf am Wegesrand, denn schließlich schätzte auch der Dichter einst ein gutes Bier und ein gutes Essen. In Wirtschaften mit fränkischen Spezialitäten und Bier aus örtlichen Brauereien können sich die Wandernden erholen und für die nächste Etappe rüsten.
Informationen:
Regionalmanagement von Stadt und Landkreis Bayreuth, Markgrafenalle 5, 95448 Bayreuth, 0921/72 81 58 (E-Mail: [email protected]).
Fichtelgebirgsverein e.V., Theresienstraße 2, 95632 Wunsiedel, (Tel.: 09232/70 07 55, E-Mail: [email protected]).