Oberschwaben: Ausflug zur Vogel-Autobahn

Die Region zwischen Ulm und Bodensee steckt voll kleiner, überraschender Naturwunder.

Der Federsee ist das größte Moorgebiet in Südwestdeutschland und das Wurzacher Ried das größte intakte Hochmoor Mitteleuropas. Die heilenden Kräfte der Moorerde werden in den Kurbädern der Region - wie Bad Waldsee und Bad Wurzach - genutzt. Und neben den Menschen, die Gesundheit und Erholung suchen, sind es vor allem Kulturfreunde, die den Landstrich zwischen der Stadt Ulm und dem Bodensee auf der Schwäbischen Barockstraße genießen.

Schnurgerade führt der hölzerne Steg durch das dichte Schilf. "Schauen Sie: Vor uns fliegen Brautmeisen, das sind ganz seltene Exemplare", ruft Kerstin Wernicke nach einem Blick durchs Fernglas. Die Expertin des Nabu-Naturschutzzentrums Federsee führt Besucher durch das 33Quadratkilometer große Moorgebiet.

Die Gäste geraten bei den Touren durch die stille Landschaft ins Staunen: 266 Vogelarten wurden am Federsee gezählt, darunter so seltene wie Fischadler, Seeadler, Rohrdommel, Eisvogel und Kornweihe. Kerstin Wernicke lenkt die Blicke der Besucher zum Himmel: "Das sind Kormorane. Der Federsee ist ein beliebter Rastplatz an der Nord-Süd-Vogelautobahn."

Der See entstand vor rund 12 000 Jahren aus dem Schmelzwasser der Eiszeit. Im Lauf der Jahrtausende bildete sich daraus das Moor. Bauern nutzten den Moortorf lange Zeit zum Heizen. Und die Dampflokomotiven der "Schwäbschen Eisenbahn" zwischen Stuttgart, Ulm und Biberach, Meckenbeuren und Durlesbach kamen streckenweise erst mit dem Federsee-Torf so richtig ins Rollen.

Diese Zeiten sind vorbei, nachdem das letzte Torfwerk in den 60er Jahren seine Tore für immer geschlossen hat. Aus dem Federsee wurde eine Natur-Oase, deren Schilfland durch den Federseesteg erschlossen wird. Die hölzerne Brücke führt Besucher von Bad Buchau aus über eineinhalb Kilometer bis zu Aussichtskanzeln an der offenen Wasserfläche. 100 000 Naturfreunde kommen jährlich zum Federseesteg, auf dem es an manchen Wochenenden eng werden kann.

Wer Zeit mitbringt, wandert auf dem 16 Kilometer langen Rundweg am Rand des Schutzgebiets entlang. Unterwegs informieren 14 Stationen über die Geschichte des Federsees, dessen Pflanzen und Vögel sowie die Bedeutung des Moors für das Ferienland Oberschwaben.

Die heilenden Kräfte aus dem Moor werden in den Kurbädern der Region Bodensee genutzt. In der modernen Gesundheits- und Wellness-Landschaft "Vitalium" von Bad Wurzach beispielsweise tauchen Rheuma-Patienten zum 40 Grad warmen Moorbad in hölzerne Zuber ein. "Zwischen den Anwendungen können unsere Gäste dann ins Wurzacher Ried spazieren und erkunden, wo einst die nachtschwarze Heilerde gewonnen wurde", erzählt Petra Misch von der Kurverwaltung.

Ein Bohlenpfad leitet auf den Spuren der Torfstecher vorbei an Heidezonen und sumpfigen Kanälen zum Moorsee. Bis zu zehn Meter ist die Torfdecke des Rieds im Lauf der Jahrtausende angewachsen. Und sie wächst noch weiter - jedes Jahr um einen Millimeter.

Längst ist das 16 Quadratkilometer große Wurzacher Ried als größtes zusammenhängendes, intaktes Hochmoor Mitteleuropas ein Naturschutzgebiet. Heutzutage bekommen die Badeorte Oberschwabens das heilende "schwarze Gold" aus dem Reicher Moos in Vogt bei Ravensburg.

Die Bäder Wurzach, Waldsee, Buchau und Schussenried ergänzen sich mit ihren umfangreichen Pauschalprogrammen von traditionellen Kuren, Fitness-Checks, modischen Wellnessferien sowie medizinischen Heil- und Reha-Behandlungen. Sie lassen sich leicht kombinieren mit reinen Erholungstagen. "Jeder Bade-Ort setzt eigene Schwerpunkte", sagt Petra Misch. Eins ist bei allen gleich: "Massentourismus ist in Oberschwaben ein Fremdwort."

So übernachten die Urlauber in kleinen Landhotels, urigen Gasthöfen, Ferienwohnungen oder im feudalen Golfresort des Moorheilbads und Kneippkurorts Bad Waldsee. Zwischen zwei Platzrunden nehmen die Golfer auch gern einmal eine entspannende Auszeit in der Waldsee-Therme, deren schwefelhaltiges Wasser aus der mit 63 Grad heißesten Quelle stammt.

Kulturtouristen bereisen die ländlich geprägte Region auf der 700 Kilometer langen Oberschwäbischen Barockstraße. Zu den Höhepunkten der Rundreise durch das sanfte Hügelland zählt die Basilika in Weingarten, die auch den Beinamen "Schwäbisches Sankt Peter" trägt. Schließlich sind ihre Kirchenschiffe genau halb so lang und hoch wie der Petersdom in Rom.

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