St. Lucia: Zwischen Bananenketchup und Vulkanzwillingen

Die Insel ist für ihre Spezialitäten aus Bananen bekannt.

Castries. Auf Saint Lucia gedeiht so gut wie alles: Kinder pflücken auf dem Weg zur Schule Mangos und Papayas von den Ästen, auf den Plantagen biegen sich die Stauden unter der prallen Last der Bananen. Und der süß-scharfe Ketchup aus der krummen Frucht ist als Mitbringsel bei Urlaubern auf der Karibikinsel, die zu den Kleinen Antillen gehört, ein Renner.

Doch auf den Tourismus ist inzwischen mehr Verlass als auf die Banane, die früher wichtigster Devisenbringer war: Hotels und Restaurants am grünblauen Meer, Tauch- und Segelschulen, Dschungeltouren zu Wasserfällen und Papageien sowie Ausflüge zum Kraterrand der Pitons-Vulkane bringen heute mehr Geld.

Primita Augustin hat einen schönen Arbeitsplatz: "Das sind die Highlights von St. Lucia", sagt die 33-Jährige und zeigt erst auf Eiscreme, Likör, Wein, Marmelade und Ketchup - alles aus Banane. Dann deutet sie auf die Marigot Bay, die vor ihrem luftigen "Great View"-Shop liegt. In der von grünen Hügeln und hohen Palmen umsäumten Bucht - vor gut 40 Jahren Kulisse für "Dr. Doolittle" und später für andere Filme - schaukeln mehrere Segelboote.

Etliche Segler aus den USA und Europa fanden Marigot Bay und St. Lucia, das nur 173 000 Einwohner zählt, so attraktiv, dass sie blieben. Einige der gut 20 Deutschen, die auf der ursprünglichen Insel zwischen Regenwald und Stränden leben, haben im Tourismus eine Nische entdeckt. "Im Rollstuhl zum Kraterrand? Kein Problem", sagt Dieter Lehmann, der ursprünglich aus Schleswig-Holstein stammt. Mit seinem kleinen Unternehmen "Tropical Dreams" hilft er Behinderten aus aller Welt, die Reize St. Lucias zu entdecken - zum Beispiel beim Tauchen und beim Fischerdorffest, bei Vulkan- und Regenwaldausflügen.

Die Designerin und Künstlerin Uta Lawetz, die im Raum Stuttgart aufwuchs, bietet Natur und Geschichte: Ihre Gäste im "Balenbouche Estate" schlafen in Häuschen zwischen Mandelbäumen, Leguanen, einer verwitterten Zuckermühle und Tonresten aus der Zeit vorkolumbianischer Ureinwohner. "Wir sind Ökolodge, organische Farm und offizielles nationales Kulturerbe der Insel", sagt die Deutsche.

Künstler und Geldadel nächtigen bei Karolin Troubetzkoy aus Bayern und ihrem Ehemann Nick, einem russisch-kanadischen Architekten. Die Suiten im "Jade Mountain" haben weder Fenster noch Frontwand. Vom Bett schweift der Blick über den Zimmerpool aufs Meer und weiter auf die zwei Pitons. Im Inselwesten ragen die Gipfel von Gros Piton und Petit Piton mehr als 800 Meter hoch aus dem Karibikmeer. Sie zählen zu den am meisten fotografierten Attraktionen der Antillen.

Die Insulaner sind auch stolz auf ihr Bildungssystem und ihre zwei Nobelpreisträger: William Arthur Lewis (1915-1991) erhielt ihn 1979 für Ökonomie, Derek Alton Walcott 1992 für Literatur. Ihre Büsten stehen auf dem Walcott Square in der Hauptstadt Castries in der Nähe eines gut 400 Jahre alten riesigen Samaan-Baums und der Kathedrale.

Bedeutung auf der Insel hat auch der "Jacquot": Mit pfiffigen Ideen und Umweltkampagnen konnte dieser Papagei, den es nur in St. Lucia gibt, vor Jägern und der Ausrottung geschützt werden. Heute fliegt er nicht nur im Regenwald, sondern schmückt auch T-Shirts, Sticker, den Reisepass der Insulaner sowie Reggae- und Calypso-Songs.

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