Land der Mitternachtssonne

Im faszinierenden Wintersportort Levi liegt die weiße Pracht bis Mitte Mai.

Levi. Finnisch-Lappland, dessen arktischer Teil als „letzte Wildnis des Kontinents“ bezeichnet wird, ist flächenmäßig größer als Österreich, bewohnt wird es aber nur von 200 000 Menschen.

Gegenüber den Skigebieten in den Alpen hat Finnisch-Lappland ein großes Plus: Skiwandern und Skifahren erlebt man in dieser Region noch völlig stressfrei. Es gibt kaum Wartezeiten an den Liften, von Gedränge oder hektischer Betriebsamkeit keine Spur.

In der Polarkreisgemeinde Kittilä, 500 Kilometer vom Nordkap entfernt, ragt einsam ein Berg in den stahlblauen Himmel. Auf seinem Gipfel ist die Aussicht grandios: Glitzernde Schneelandschaften, soweit das Auge reicht.

Am Fuß dieses Bergs (finnisch „tunturi“) liegt das bekannteste Ski-Resort des Landes, das 1964 gegründete Wintersportzentrum Levi. Dort fällt der erste Schnee bereits im Oktober und er bleibt länger als ein halbes Jahr liegen, von Anfang November bis Mitte Mai. Ideale Bedingungen also für Ski-Langläufer und Pistenfreaks.

Der Hausberg von Levi ist zwar nur 531 Meter hoch, aber um ihn einmal zu umrunden, muss man mehr als 18 Kilometer zurücklegen. Die längste Abfahrtspiste geht über 2500 Meter, 43 gibt es insgesamt. Davon werden täglich 17 mit Schneekanonen neu präpariert und ebenso viele in den Abendstunden beleuchtet.

Alle Pisten sind kostenlos mit Shuttle-Bussen zu erreichen, und auch zum beliebten Berghütten-Restaurant Tuikku führt ein Weg. „Wir können uns nicht mit den Alpen vergleichen“, sagt Levis Tourismus-Chef Jussi Töyrylä, „dafür haben wir die exotische Lappland-Atmosphäre.“

Und damit meint er die Faszination, die jeden unweigerlich in ihren Bann zieht, der als Langläufer bei gleißendem Sonnenlicht an vereisten Fichten und Kiefern vorbeispurt, die vom gefrorenen Schnee wie mit Zuckerguss überzogen sind, oder der sich im Rentierschlitten durch die Stille einer zauberhaften Wintermärchen-Landschaft ziehen lässt.

Sobald die Dämmerung einsetzt, zeigt sich häufig eine rötlich, grünlich oder weiß leuchtende Erscheinung am Himmel, die ihre Konturen ständig verändert und den Besucher staunend innehalten lässt: Aurora borealis, das Polar- oder Nordlicht.

Vorsicht vor der arktischen Kälte! In den Monaten Februar, März und April, also während der Hauptsaison, kann das Thermometer auf 20 oder 30 Grad unter Null fallen. Kleiner Trost: Die Kälte ist viel trockener als in unseren Breiten. Der Pulverschnee ist so trocken, dass sich daraus keine Schneebälle formen lassen. Als schützende Kopfbedeckung tragen viele Finnen einen „pipo“, eine wärmende Strickmütze.

Nach anstrengenden Skitouren oder rasanten Fahrten mit Motorschlitten heißt es natürlich „ab in die Sauna“, um die durchgefrorenen Glieder wieder fit zu bekommen.

Wagemutige können sich im sportlichen Tauchen unter der Eisdecke eines Sees versuchen, durch schneidend eisige Höhenluft paragliden oder im Heißluftballon dick vermummt in Thermo-Anzügen über die Fjäll-Landschaft schweben und dabei den Ylläs-Tunturi entdecken.

Augenzwinkernd erzählen die Finnen, dass ihre Kinder schon mit Ski zur Welt kommen. Viele Ausländer, die Levi wegen der guten Wintersportmöglichkeiten und der günstigen Verkehrsanbindung schätzen (zum Flughafen von Kittilä sind es nur 15 Kilometer), bringen internationales Flair in Lapplands Norden.

So gilt das Resort mit seinen 24 000 Betten (auch in Eis-Iglus) und Hunderten teils überaus luxuriösen Chalets im landestypischen Blockbaustil bei Skandinavien-Kennern als Top-Ferienziel.

Ausufernde Disco-Sausen sind nördlich vom Polarkreis eher die Ausnahme. Stattdessen wird Karaoke in Hotelbars oder Kneipen geboten, wo enormer Bierkonsum und teure Mixgetränke die Sangeskünstler erheblich aus dem Takt bringen. Doch es gibt ein interessanteres, Angebot: die samische Folklore, speziell den Joik-Gesang, weltweit bekannt seit den Olympischen Winterspielen 1994 im norwegischen Lillehammer.

In Restaurants, aber auch auf Rentierfarmen treten einheimische Sänger in Lappentracht („gátki“) auf und tragen in meist eintöniger Lautmalerei ihre Lieder vor, die vom Alltag in der Polarregion, aber auch von der Befindlichkeit des Interpreten erzählen. Wer übrigens noch glaubt, dass alle 8000 in Finnisch-Lappland lebenden Samen nur Rentierherden hüten und in Zelten hausen, der irrt. Es sind zehn Prozent, die noch als Nomaden leben. Die Mehrzahl arbeitet im Fremdenverkehr.

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