Jenseits der Sonne - Pflanzenparadies wie am Waldrand

Bad Honnef (dpa/tmn) - Wo Licht ist, da ist auch Schatten: Wer einen Garten hat, der ohne direktes Sonnenlicht auskommen muss, kann auch eine Oase bekommen. Hier ist die Auswahl an passenden Stauden und Gestaltungsmöglichkeiten sogar noch größer als bei Sonnenbeeten.

Jenseits der Sonne - Pflanzenparadies wie am Waldrand
Foto: dpa

Verschwenderisch blühende Gladiolen, tiefblauer Rittersporn und leuchtend gelbe Sonnenblumen: Einen blühenden Garten wünschen sich die meisten Hobbygärtner. Doch nicht jedes Beet bekommt viel Sonne ab. Aber auch Schattengärten können eine Pflanzenoase sein.

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„Die Auswahl an Stauden, die im Schatten gedeihen, ist sehr groß“, sagt August Forster vom Bundesverband Garten- Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) in Bad Honnef bei Bonn. Darunter sind viele, die schön blühen wie das Kaukasus-Vergissmeinnicht oder das Buschwindröschen. Auch Kleingehölze wie die Eiben oder Stauden wie der Beinwell, die Bergenie mit wintergrünen Blättern, der Frauenmantel oder die japanische Anemone gedeihen dort gut.

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Hobbygärtner sollten eine waldähnliche Situation oder die eines Waldrandes imitieren, erklärt Forster. Wenn es die Voraussetzungen hergeben, könne man gut naturnah mit Wildstauden wie Farnen, Lungenkraut oder Waldmeister arbeiten. Allerdings ist Schatten nicht gleich Schatten: Es gibt hier unterschiedliche Lebensbereiche. Und es gibt Pflanzen für Halb- und Vollschatten. Der Standort kann schattig, aber nach Süden oder nach Norden ausgerichtet sein. Dementsprechend kann das Kleinklima im Beet trocken oder feucht-frisch sein.

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Entscheidend ist daneben, woher der Schatten kommt. Von einer Hauswand oder einem Baum, gar einer der im Herbst seine Blätter verliert? Dann bekommt das Beet Wintersonne ab. Die Pflanzen sollten damit klarkommen. „Wenn man unsicher ist, rate ich immer dazu, den Bereich zu fotografieren und sich anhand der Bilder von Gartenexperten beraten zu lassen“, sagt Forster.

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Der schwierigste Lebensbereich ist der trockene Schatten. Zwar hat der Hobbygärtner immer die Option, zu gießen, aber gerade unter großen Bäumen saugen die Wurzeln der Gehölze viel auf. „Hier ist es ratsam, die Verdunstung zu reduzieren“, sagt die Bettina Jaugstetter, Mitglied der Gartenakademie Baden-Württemberg in Heidelberg. Das gelingt durch organische oder anorganische Substanzen.

Hier hilft zum Beispiel Mulch, also gehäckselte Schnittreste von Sträuchern, Bäumen oder Rasenschnitt. „Organischer Mulch hat den Vorteil, dass er, wenn er verrottet, den Boden gleich mit Nährstoffen versorgt“, sagt Jaugstetter. Wobei die Zersetzung zwei bis drei Jahre dauert. Anorganischer Mulch ist etwa mineralisches Material aus Gesteinen. „Hier rate ich zu brauner Lava, weil diese farblich nicht so auffällt wie helles Gestein“, sagt Jaugstetter. Der anorganische Mulch verhindere zudem die Verbreitung von Unkräutern durch Samen. „Diese Art Mulch ist langlebig und zersetzt sich nicht.“

Für die Landschaftsarchitektin ist der große Vorteil schattiger Gärten, dass sie meist weniger pflegeaufwendig sind. Herabfallendes Laub können Hobbygärtner auch liegen lassen oder sie sollten nur das aufnehmen, was die Stauden komplett zudeckt. „Viele Schattenpflanzen gedeihen gerade auf Mullboden, der durch verrottetes Laub entsteht, besonders gut“, erläutert Jaugstetter. Wen das störe, der kann auch sogenannte Laubschlucker wie Efeu oder Epimedien pflanzen. „Sie bilden einen grobmaschigen Teppich, zwischen den die herabfallenden Blätter durchrutschen und dann nicht mehr zu sehen sind.“

Ein besonderes Plus eines Schattengartens ist die Vielfalt an geeigneten Stauden. „Die Auswahl an Blattschmuckstauden ist größer als bei Sonnenbeetstauden“, sagt Jaugstetter. „Es gibt ganz verschiedene Grüntöne, panaschierte Pflanzen, unterschiedlichste Strukturen, Formen und Blatttexturen.“ Der Hobbygärtner könne mit Gräsern, Farnen und Funkien ein Beet mit schönen Strukturen schaffen. Zumal es für diesen Lebensbereich viele wintergrüne Stauden gibt, die den Garten auch in der eigentlich kargen Jahreszeit noch schmücken.

Die Experten raten davon ab, in schattigen Zonen Rasen - auch speziellen Schattenrasen - anzulegen. Den Kampf gegen Moos und Lichtmangel verlieren Hobbygärtner in der Regel. Besser seien Ersatzpflanzen, die einen Teppich bilden, wie Carex-Arten oder die kleinblättrige Vinca, so Jaugstetter.

Wer eine schattige Terrassenfläche anlegt, sollte diese möglichst offen gestalten, empfiehlt Martin Staffler, Buchautor aus Stuttgart. Der Boden sollte nicht zu dicht mit Platten versiegelt sein, besser seien Tritt- oder Kieselsteine. Da Moos in schattigen Zonen zum Problem werden kann, sollten Gärtner Möbel und Bodenbeläge mit möglichst kleinporigen Oberflächen wählen. Sonst haftet Moos daran, es lässt sich auch nur schwer entfernen, so der Landschaftsgärtner.

Literatur:

Martin Staffler: Draußen wohnen. Lieblingsplätze im Garten und auf der Terrasse, Franckh Kosmos Verlag, 144 S., 19,99 Euro, ISBN: 978-3-440-14263-9

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