Festgeldzinsen sinken, Experten empfehlen Festschreibung

Die europäische Schuldenkrise drückt auf die Sparzinsen. Insbesondere bei kurzfristigen Festgeldern sinken die Renditen. Sparfüchse schreiben die Konditionen jetzt fest.

Düsseldorf. Die Weltwirtschaft lahmt, die deutsche Konjunktur stagniert und die Europäische Zentralbank denkt über weitere Zinssenkungen nach. Schon jetzt befindet sich der Euro-Leitzins auf einem historischen Tiefstand. Ein weiterer Tiefschlag kam von der US-Ratingagentur Standard & Poor. Die Analysten stuften die Bonität von gleich neun Euro-Mitgliedsstaaten herab. Bisherige Topländer wie Frankreich und Österreich verloren ihre Bestnote AAA. Des einen Leid ist aber nicht unbedingt des anderen Freud. Je negativer die Bewertung der Nachbarländer, desto begehrter sind die Wertpapiere der Bundesrepublik. Mit folgenschweren Auswirkungen auf Kurse und Renditen. Bei der jüngsten Versteigerung von Bundesanleihen waren Anleger erstmals bereit, Geld draufzulegen, nur um sichere deutsche Staatspapiere zu erhalten. Anleger akzeptieren demnach bereits Minusrenditen.

Das kriselnde Marktumfeld setzt auch die Sparzinsen für Termin- und Tagesgelder immer stärker unter Druck. Deutlich ersichtlich ist dies an den rückläufigen Sparzinsen für kurzfristige Festgelder. So verlor der Biallo-Index für sechsmonatiges Termingeld in den letzten Wochen rund zwei Zehntel an Wert und liegt aktuell nur noch bei 1,44 Prozent Durchschnittszins. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei einjährigem Festgeld. Hier gab der Biallo-Index zuletzt einen Zehntelpunkt auf 1,8 Prozent nach. Allein in der zweiten Kalenderwoche des neuen Jahres nahmen über 20 Banken ihre Zinskonditionen zurück. Aktuell kündigt die IKB Direkt an, ab 23. Januar die Zinsen im Bereich Tages- und Festgeld um bis 0,30 Prozent zu senken, zum Beispiel das Tagesgeld von 2,1 auf 1,8 Prozent und das sechsmonatige Festgeld von 2,50 auf 2,20 Prozent.

Wer Geld anlegen möchte, sollte nicht darauf spekulieren, dass sich das Zinsumfeld in naher Zukunft bessert. Die Krisensymptome bleiben virulent, ein nachhaltiges Ende der Staatsschuldenkrise ist nicht in Sicht. Aufgrund der rückläufigen Sparzinsen kann die Empfehlung für Anleger eigentlich nur lauten, aktuelle Topzinsangebote zu nutzen und die Zinsen für eine gewisse Zeit festzuschreiben. Überdurchschnittliche Zinsofferten kommen derzeit zum Beispiel von Moneyou, der Direktbank der niederländischen Großbank ABM Amro. Die Holländer zahlen für sechsmonatiges Festgeld beachtliche 2,90 Prozent Zinsen. Nur ein Zehntel weniger schreiben Vakif- und Denizbank gut, nämlich 2,81 bzw. 2,80 Prozent. Ein weiteres Zehntel dahinter folgt die Amsterdam Trade Bank mit 2,70 Prozent. Alle Institute bieten europäische Einlagensicherung bis maximal 100.000 Euro. Sparer, denen die höhere deutsche Einlagensicherung wichtig ist, werden bei der HKB Bank mit 2,20 Prozent sowie bei ING-Diba, abcbank und Merkur Bank mit jeweils 2,0 Prozent Zinsen fündig.

Deutlich höhere Zinsen kann sich sichern, wer Kapital für zwei Jahre bindet. Hier zahlt zum Beispiel die ursprünglich aus der Türkei stammende Isbank Topzinsen von 3,50 Prozent. Da die Bank von Deutschland aus operiert verfügt sie über deutsche Einlagensicherung. Mit 3,45 Prozent Zinsen folgt die niederländische Amsterdam Trade Bank auf Platz drei unseres Zinsvergleichs. Ebenfalls deutlich über der Drei-Prozent-Marke liegen die Bank of Scotland und die abcbank mit 3,25 Prozent sowie die IKB Direkt mit 3,20 Prozent (ab 23.01. 3,40 Prozent) Zinsen. Tipp: Ein besonderes Angebot macht die C&A Bank, die ihren Kunden die Wahl lässt zwischen jährlicher Zinszahlung oder Zinsansammlung zum Sparende. Für zweijährige Spargelder zahlt die Warenhaus-Bank derzeit 2,75 Prozent Zinsen. Der Zinsaufschub kann von Bedeutung sein, wenn beispielsweise für dieses Jahr bereits Zins- oder Kapitalerträge in Höhe des Sparerpauschbetrags von 801 Euro je Anleger erwartet werden. Um die dann fällige Abgeltungsteuer zu umgehen, lohnt es, die Zinszahlung auf ein späteres Jahr zu verschieben.

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