Wochenendpapis bieten oft zuviel

Immer mehr Kinder leben nur bei einem Elternteil und besuchen den anderen regelmäßig. Das überfordert sie.

Hamburg. Steigende Scheidungszahlen und außereheliche Geburten: Immer mehr Kinder in Deutschland wachsen ohne den Vater als feste Bezugsperson auf. Er wird bestenfalls zum Wochenendpapa, der an zwei Tagen nachholen möchte, was andere ständig haben: Nähe zum Kind, Vertrautheit, Spaß. Ständiges Programm ist dafür eher kontraproduktiv. Auch beim Vater sollte ein Stück Alltag herrschen.

Eltern werden, ein Paar bleiben: Das gelingt auf Dauer immer seltener. Gut 200.000 Paare lassen sich in Deutschland jedes Jahr scheiden. Und meistens muss der Vater nach einer Trennung den Möbelwagen bestellen. Der Zwangsauszug erfolgt bei vielen schweren Herzens.

Nach einer Studie des Bremer Soziologen Gerhard Amendt haben viele Väter große Probleme mit der Trennung von ihren Kindern. "Fast 60 Prozent der befragten Männer gaben an, fix und fertig gewesen zu sein. Viele von ihnen wussten nicht, wie es in ihrem Leben weitergehen soll", fasst Amendt das Ergebnis zusammen.

Das Papa-Wochenende ist für viele getrenntlebende Väter die einzige Chance, die Beziehung zu ihren Kindern aufrechtzuerhalten. Doch wie schafft man es, keinen Stress mit der Ex-Frau zu bekommen und eine gute Zeit mit den Kindern zu verbringen?

"Nach einer Trennung ist es von zentraler Bedeutung, vernünftige und für beide Seiten zufriedenstellende Besuchsregeln zu finden", sagt Ursula Kodjoe, Diplom-Psychologin aus Gundelfingen.

Wie oft dürfen Väter ihre Kinder sehen? "Die Häufigkeit der Besuche sollte alters- und ortsabhängig entschieden werden", sagt Prünte. In der Regel dürfen Väter ihre Kinder alle zwei Wochen treffen.

"Wenn die Anfahrt allerdings sehr weit ist, muss man die Belastung für die Kinder realistisch einschätzen." Besser sei es dann, statt jedes zweite Wochenende nur jedes vierte zu nutzen und dafür mehr von den Ferien dem Vater zuzubilligen.

Freitag Ankunft, Sonntag Abfahrt: So ein Wochenende geht blitzschnell vorbei. Kein Wunder, dass die Erwartungen und Wünsche von beiden Seiten hoch sind. "Überfrachten Sie das Wochenende nicht mit zu viel Programm", rät Kodjoe.

Gerade im Wunsch, ein toller Vater zu sein, würden viele Männer nun alle Register ziehen. Doch diese Bonbonpädagogik überfordere nicht nur die Kinder, sie führe auch oft zu Stress mit den Müttern. "Wochenendväter sollten versuchen, mit den Kindern ein Stück Alltag zu leben", rät Prünte.

Auch wenn der Vater in der näheren Umgebung wohnt: "Kinder brauchen Zeit und Ruhe, um erstmal anzukommen", sagt Kodjoe. Am Freitag verlassen die Kinder die Mutter, am Sonntag schon wieder den Vater: "Das sind richtige kleine Trauerphasen, die die Kindern immer wieder durchmachen müssen."

Leichter fällt der Wechsel Kindern, die auch beim Vater ein eigenes Zimmer haben. "Oder zumindest eine kleine Ecke mit persönlichen Sachen", sagt Prünte. Zum einen muss so nicht immer alles mitgeschleppt werden, zum anderen ist das eigene Spielzeug oder Bett auch immer ein Stück Zuhause.

Wochenend-Väter, die ihrem Kind jeden Wunsch von den Augen ablesen, sollten ihre eigenen Gefühle kritisch unter die Lupe nehmen. Laut Prünte ist übermäßiges Verwöhnen oft nur die Kompensation des eigenen Schmerzes: "Wochenendväter haben häufig das Gefühl, etwas nachholen oder beweisen zu müssen."

Doch das sei in zwei Tagen überhaupt nicht machbar, ergänzt Kodjoe. "Geben Sie Ihrem Kind lieber das, was es wirklich braucht: Zuwendung, Liebe und Anerkennung.".

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