Wahlkampf: „Argumente sollen zählen, nicht Plakate“

Die Parteien greifen tief in die Tasche, um für ihre Kandidaten zu werben.

Wahlkampf: „Argumente sollen zählen, nicht Plakate“
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Wuppertal steht eine wichtige Entscheidung bevor. Das ist auf der B7 nicht mehr zu übersehen. Amtsinhaber Peter Jung, der grüne Kandidat Marc Schulz, vor allem aber der Herausforderer von der SPD, Andreas Mucke, strahlen, lächeln überlebensgroß von riesigen Plakatwänden. Auf den ersten Blick sieht das nach Chancengleichheit im Wettbewerb um Wählerstimmen aus. Auf den zweiten Blick allerdings tut sich ein deutliches Gefälle auf.

„Wir arbeiten mit Spenden und Mitgliedsbeiträgen“, sagt der Vorsitzende der CDU, Rainer Spiecker. Die Christdemokraten im Bergischen Land bezahlen immer noch für die Schlacht ums Rathaus, als ihr Hermann Josef Richter den Sozialdemokraten Hans Kremendahl stürzen wollte — und scheiterte. Das war 1999.

16 Jahre später nimmt sich der Auftritt der CDU sehr bescheiden aus. „25 Großplakate, mehr können wir uns nicht leisten“, sagt Spiecker. Hinzu kämen noch Din A 0-Poster, wie sie an Laternenpfählen hängen, und ein paar Megalight-Poster. „Argumente sollen zählen, nicht Plakate. Wir wollen die Wähler nicht belästigen.“ Insgesamt gibt die CDU laut Spiecker 60 000 Euro aus.

Noch sparsamer gehen die Grünen zu Werke. Sie hatten sich ohnehin erst kurzfristig für einen eigenen Kandidaten entschieden, nachdem die Zusammenarbeit mit der Initiative 3.0 zu keinem erfolgversprechenden Ergebnis führte. Nun prangt der Fraktionsvorsitzende Marc Schulz von elf großen Plakaten entlang der Talachse. Einen richtigen Etat gebe es für den Wahlkampf nicht. Das Geld reicht für die Großplakate, für 100 Din A 0-Poster an Litfaßsäulen und Schwebebahnhöfen sowie für 30 000 Handzettel. „Was hinzukommt, wird über Spenden finanziert“, sagt Schulz.

Während die Linke sich auf Hinweise an Laternenschildern beschränkt, um für ihre Kandidatin Gunhild Böth zu werben, und von der Wählergemeinschaft für Wuppertal (WfW) sowie deren Kandidatin Beate Petersen bisher noch gar nichts zu sehen ist, greifen Wuppertals Sozialdemokraten in die Vollen.

„Wir pflastern die Stadt nicht zu, aber ich muss mich ja bekannt machen“, sagt Andreas Mucke. Insgesamt sollen 120 Großplakate, sogenannte Wesselmänner, im Stadtgebiet auf die Vorzüge Muckes als Oberbürgermeister hinweisen. Sie sind nach der Bochumer Firma benannt, die sie vermietet. Es gibt mittlerweile aber auch andere Anbieter.

Hinzu kommen 1000 Plakate im Format Din A 0, die in den nächsten Wochen nach und nach aufgehängt werden sollen. Außerdem soll Mucke von Litfaßsäulen grüßen.

Ihren Wahlkampfetat gibt Wuppertals SPD mit 60 000 Euro aus Parteimitteln sowie 20 000 Euro an Spenden an. Dafür muss die SPD mit dem Vermieter der Großplakate sehr gut verhandelt haben. Anders kann sich zumindest CDU-Chef Spiecker die 120 „Wesselmänner“ nicht erklären. „Wir geben 60 000 Euro aus und haben 25 Plakate, die SPD hat bei 80 000 Euro Wahlkampfetat 120 Wesselmänner. Das soll mir mal einer erklären.“ Wesselmann erklärte es auf Anfrage der WZ nicht. „Preise nach Absprache“, hieß es aus Bochum-Wattenscheid.

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