Pakistans Hass auf die USA wächst

Nach dem versehentlichen Nato-Angriff auf Soldaten stellt Islamabad die Zusammenarbeit mit den Verbündeten infrage.

Islamabad. Wenn am Montag kommender Woche die Staaten der Welt in Bonn zusammenkommen, um über die Zukunft Afghanistans zu beraten, wird ein wichtigster Teilnehmer massiv verstimmt sein: Der Nato-Angriff auf pakistanische Militärbasen an der Grenze zu Afghanistan mit vielen Toten hat den angespannten Beziehungen zwischen Pakistan und den USA einen neuen Tiefschlag versetzt.

Zunächst blieb unklar, wie es zu dem Hubschrauberangriff der Nato-geführten Schutztruppe Isaf kommen konnte. Aufständische wie die Taliban verüben von Pakistan aus allerdings immer wieder Angriffe in Afghanistan — und ziehen sich danach hinter die Grenze zurück, die für die Isaf das Ende ihres Einsatzgebietes bedeutet. Erschwerend kommt hinzu, dass der Grenzverlauf in der unwegsamen Region oft unklar ist. Isaf-Kommandeur John Allen teilte mit, die Aufklärung des Vorfalls genieße seine „höchste persönliche Aufmerksamkeit“.

Pakistan beschwichtigt Allens Zusicherung nicht. Die Regierung verfügte, dass zunächst keine Nato-Konvois mehr durchs Land rollen dürfen — das Bündnis bekommt etwa die Hälfte seines Afghanistan-Nachschubs über den Landweg. Auch müssen die USA einen Luftwaffenstützpunkt binnen 15 Tagen räumen. Die Regierung kündigte an, „alle Programme, Aktivitäten und Übereinkommen zur Zusammenarbeit mit USA/Nato/Isaf zu überprüfen, eingeschlossen diplomatische, politische, militärische und geheimdienstliche“.

Außenministerin Hina Rabbani Khar übermittelte ihrer US-Amtskollegen Hillary Clinton „das tiefe Gefühl der Wut, das in ganz Pakistan wegen des sinnlosen Verlustes von 24 Soldaten empfunden wird“. Das mache den Fortschritt, den beide Länder bei der Verbesserung ihrer Beziehungen erreicht haben, zunichte.

Das Verhältnis der angeblichen Verbündeten wird immer kühler. Den vorläufigen Tiefpunkt erreichte es im Mai mit der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden durch US-Spezialkräfte mitten in Pakistan. Zudem befeuern die Einsätze von US-Drohnen im Grenzgebiet zu Afghanistan den Hass der Pakistaner auf Amerika — der nach dem jüngsten Hubschrauberangriff einen Höhepunkt erreicht hat.

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